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SERIE: Wirkstoffe der orthomolekularen Medizin bei Psychosen und positiven Symptomen |
3. SARKOSIN
Schizophrenie ist durch positive, negative und kognitive Symptome gekennzeichnet. Derzeit verfügbare Antipsychotika sind bei der Verbesserung negativer und kognitiver Defizite, die mit der Bewältigung des Alltags und der Lebensqualität eines Patienten zusammenhängen, relativ unwirksam.
Negative Symptome einer Schizophrenie neigen dazu, mit der Zeit anzuhalten oder sich zu verschlimmern und gehen bei Patienten mit Schizophrenie mit einer Beeinträchtigung der kognitiven Funktion einher. Die Verbesserung der kognitiven Dysfunktion ist entscheidend für die Lebensqualität des Patienten.
Zu den positiven Symptomen zählen Wahnvorstellungen, Halluzinationen sowie desorganisierte Gedanken und Sprache, die typischerweise als Manifestationen einer Psychose angesehen werden.
Zu den negativen Symptomen gehören eine verminderter Ausdruck von Emotionen und mangelnde Motivation, Gleichgültigkeit (Apathie) und Willenslosigkeit, Denkstörung mit verminderter Sprache oder Verarmung des Sprachinhalts (Alogie), Verlust der Fähigkeit, Freude zu empfinden (Anhedonie) sowie wenig soziale Kontakte (Asozialität).
Zu den kognitiven Defiziten gehören Störungen des Arbeitsgedächtnisses, der Aufmerksamkeit, der Verarbeitungsgeschwindigkeit, des visuellen und verbalen Lernens mit erheblichen Defiziten beim Denken, Planen, abstraktem Denken und Problemlösen. Kognitive Beeinträchtigungen und Negativsymptome als Kernmerkmale der Schizophrenie sind dauerhaft und bestimmen den Grad der Behinderung.
Die Ergebnisse von klinischen Studien zeigen, dass insbesondere Glycin, D-Serin und Sarkosin bei der Behandlung von Schizophrenie vorteilhaft sind, und dass sich die Wirkung sowohl auf positive als auch auf negative Symptome erstreckt. Zudem können diese Wirkstoffe kognitive Symptome senken, d.h. das Gedächtnis stärken und die Aufmerksamkeit verbessern.
Die Behandlung mit Sarkosin führte in einer Studie zu einem 20%igen Rückgang der negativen Symptome und einem 15%igen Rückgang der positiven Symptome und der kognitiven Symptome um 12%. Eine Metaanalyse zeigte eine Besserung der Gesamtsymptome um 30%.
Eine positive Wirkung wurde zudem bei Depressionen, Ängsten, Stress und Schlafschwierigkeiten nachgewiesen. In einer Studie mit 40 depressiven Patienten reduzierte Sarkosin Depressionen in 6 Wochen sogar wirksamer als Citalopram (Antidepressivum). (7)
1. Was ist Sarkosin?
Sarkosin ist eine Aminosäure, welche von Glycin abgeleitet und eine Zwischenstufe des Aminosäurestoffwechsels ist. Studien der letzten zwei Jahrzehnte haben ihre Rolle bei der Behandlung von psychischen Störungen, einschließlich Schizophrenie gezeigt.
Darüber hinaus kann Sarkosin dazu beitragen, Depressionen, Angstzustände und die Schlafqualität zu verbessern, Stress und Entzündungen zu reduzieren und die allgemeine körperliche und geistige Gesundheit zu verbessern.
2. Studien mit Schizophreniepatienten
An die 10 Studien mit über 300 Schizophreniepatienten untersuchten die Wirksamkeit der Behandlung mit Sarkosin. In klinischen Studien wurde gezeigt, dass Sarkosin positive und negative Symptome sowie die Lebensqualität mit minimalen Nebenwirkungen verbessert.
Sarkosin hat seine Wirksamkeit sowohl bei chronisch stabilen als auch bei akut psychotisch erkrankten Patienten gezeigt. Es wurde festgestellt , dass die Gabe von 2 g/Tag Sarkosin bei akut psychotischen und medikamentenfreien Patienten oder als Zugabe zu Antipsychotika, Schizophreniepatienten zugute kommt. (2)
Die Behandlung mit Sarkosin führte in einer Studie zu einem 20%igen Rückgang der negativen Symptome und einem 15%igen Rückgang der positiven Symptome und der kognitiven Symptome um 12%. Eine Metaanalyse zeigte eine Besserung der Gesamtsymptome um 30%.
Die Behandlung mit Sarkosin verbesserte jeweils auch die Kognition. Diese Ergebnisse zeigen an, dass Sarkosin bei der Behandlung der Schizophrenia selbst bei Patienten, die eine geringe Reaktion auf die Behandlung mit herkömmlichen antipsychotischen Arzneimitteln zeigen, wirksam ist. (4)
1. In einer randomisierten Doppelblindstudie wurde berichtet, dass Sarkosin allein in einer Dosis von 2 g/Tag bei der Behandlung von akut psychotischen und medikamentenfreien Patienten mit Schizophrenie wirksam war.
Zwanzig akut symptomatische medikamentenfreie Patienten mit Schizophrenie wurden unter doppelblinden Bedingungen zufällig einer 6-wöchigen Studie mit 2g oder 1g Sarkosin täglich zugewiesen.
Ergebnis: "Insgesamt war die Wahrscheinlichkeit, dass Patienten in der 2-g-Gruppe ansprachen, definiert durch eine Reduzierung des Gesamtscores der Positiven und Negativen Syndromskala um 20 % oder mehr, insbesondere bei antipsychotikafreien Patienten, höher." (5)
2. Eine Reihe von Studien des polnischen Projekts „Polnische Sarkosinstudie bei Schizophrenie“ (PULSAR) zeigte, dass schizophrene Patienten, die sechs Monate lang mit Sarkosin behandelt wurden, signifikante Verbesserungen der negativen und der allgemeinen Symptome, wie Depressionen und Ängste aufwiesen (1).
3. Doppelblinde klinische Studien zeigten keine vorteilhafte Wirkung der zusätzlichen Gabe von Sarkosin bei Patienten, die mit Clozapin behandelt wurden. (1) (2)
4. In einer Studie mit 49 Patienten verbesserte Sarkosin die allgemeine kognitive Funktion, wenn es zusammen mit Benzoat eingenommen wurde.
Systematische Überprüfung und Metaanalyse
Es wurde eine systematische Überprüfung und Metaanalyse durchgeführt, um die kurz- und langfristige Wirksamkeit von Sarkosin bei Schizophrenie zu bestimmen. Dazu wurden sechs unabhängige, randomisierte, kontrollierte Studien zu Sarkosin als Zusatzbehandlung zu aktuellen antipsychotischen Medikamenten eingeschlossen, an denen 234 Teilnehmer mit Schizophrenie teilnahmen und die Daten zur Schwere der Symptome lieferten.
Ergebnisse : In allen Versuchen wurde Sarkosin in einer Menge von 2 g/Tag oral verabreicht. Sarkosin war mit einer signifikanten Verringerung der Symptomschwere in den Untergruppen von Menschen mit chronischer Schizophrenie und keiner Behandlungsresistenz (nämlich ohne zusätzliches Clozapin) nach 6-wöchiger Behandlung mit einer Besserung der Gesamtsymptome um 30% verbunden. (3)
Im Hinblick auf die Nebenwirkungen und das Sicherheitsprofil von Sarkosin waren die Gesamtergebnisse in den meisten klinischen Studien zufriedenstellend.
3. Depressionen und Zwangsstörungen
Zwangsstörung
In einer Studie mit 26 Zwangsstörungspatienten wurde Sarkosin allein oder als Zusatzbehandlung 10 Wochen lang verabreicht. Sarkosin reduzierte die Zwangsstörungssymptome um 20-35%, insbesondere bei Patienten, die vor der Studie keine therapeutische medikamentöse Behandlung erhalten hatten. (6)
Depressionen
In einer Studie mit 40 depressiven Patienten reduzierte Sarkosin Depressionen in 6 Wochen wirksamer als ein Antidepressivum (Citalopram).
In der klinischen Studie verbesserte Sarkosin die Ergebnisse der Hamilton Depression Rating Scale, des Clinical Global Impression und der Global Assessment of Function wesentlich stärker als die Behandlung mit Citalopram. Bei mit Sarkosin behandelten Patienten war die Wahrscheinlichkeit einer Gesundung deutlich höher und die Wahrscheinlichkeit, dass sie die Behandlung abbrachen, geringer. Sarkosin wurde ohne nennenswerte Nebenwirkungen gut vertragen.
Schlussfolgerungen: "Unsere vorläufigen Ergebnisse legen nahe, dass eine Verbesserung der Glutamat-Funktion Depressionsverhalten bei Depressionen beim Menschen verbessern kann." (7)
4. Glycine, D-Serin oder Sarkosin?
Es wurde festgestellt, dass Sarkosin die gleichen Wirkungen wie Glycin hervorruft, geringfügig weniger wirksam war als Glycin, jedoch ggf. besser verträglich ist.
Darüber hinaus deuten Ergebnisse klinischer Studien darauf hin, dass Sarkosin bei allgemeinen Symptomen (Depressionen, Ängste, Schlaf) bei chronisch kranken schizophrenen Patienten sowie bei psychotischen Patienten wirksamer ist als D-Serin. (1)
Die Vor- und Nachteile sind jedoch individuell verschieden und nur ein Test kann Gewissheit geben. Auch eine Kombination ist möglich.
5. Anwendung
Effektive Dosierung: 2 Gramm täglich. Beginnend mit 1g pro Tag und steigernd über einen Zeitraum von 2 Wochen langsam auf 2 g pro Tag.
Führende experimentelle Forscher geben folgende Behandlungsempfehlung: "Ebenso kann der Patient auch mit sowohl D-Serin als auch Sarkosin oder sowohl D-Alanin als auch Sarkosin gleichzeitig oder sequenziell (nach einander) behandelt werden. Die pharmazeutische Zusammensetzung wird dem Patienten mindestens einmal täglich für wenigstens eine Woche verabreicht. Falls erwünscht kann die pharmazeutische Zusammensetzung dem Patienten in mehr als einer Dosis pro Tag (z. B. 2, 3 oder 4 Dosen) verabreicht werden. In der Regel wird der Patient wenigstens mehrere Wochen (z. B. wenigstens 4, 6, oder 8 Wochen) oder Monate (z. B. wenigstens 4, 8 oder 12 Monate) lang behandelt. Falls erforderlich, kann die Behandlung auf unbestimmte Zeit weitergeführt werden, um die Symptome während der gesamten Lebensdauer des Patienten zu unterdrücken." (4)
6. Einkauf
Sarkosin gibt es z.B. bei Amazon. 100 Kapsel je 500 mg Sarkosin für 32€. Bei 2 g täglich kostet die Tagesdosis 1,30€.
Sarkosin soll laut Studien besser verträglich sein, als das günstigere Glycin. Auf der Seite schizophrenia.com gaben 68% , also 53 von 78 Schizophrenie-Betroffenen an, das es geholfen hat.
Studien und Quellen
(1) Directly and Indirectly Targeting the Glycine Modulatory Site to Modulate NMDA Receptor Function to Address Unmet Medical Needs of Patients With Schizophrenia. Ju-Chun Pei1† Da-Zhong Luo1† Shiang-Shin Gau1 Chia-Yuan Chang, 2021
(2) Rational and Translational Implications of D-Amino Acids for Treatment-Resistant Schizophrenia: From Neurobiology to the Clinics. Andrea de Bartolomeis , Licia Vellucci , Mark C. Austin , Giuseppe De Simone, Annarita Barone, 2022
(3) Sarcosine as an add-on treatment to antipsychotic medication for people with schizophrenia: a systematic review and meta-analysis of randomized controlled trials. Mattia Marchi, Giacomo Galli, Federica Maria Magarini, Giorgio Mattei, Gian Maria Galeazzi, 2021
(4) USE OF D-SERIN OR D-ALANINE FOR THE TREATMENT OF SCHIZOPHRENIA, Patentanmeldung, InventorGuochuan Cambridge TSAI, Joseph Belmont COYLE
https://patents.google.com/patent/DE69936848T2/de
(5) Sarcosine (N-methylglycine) treatment for acute schizophrenia: a randomized, double-blind study
Hsien-Yuan Lane 1, Yi-Ching Liu, Chieh-Liang Huang, Yue-Cune Chang, Chun-Hui Liau, Cheng-Hwang Perng, Guochuan E Tsai, 2008
(6) Sarcosine therapy for obsessive compulsive disorder: a prospective, open-label study
Po-Lun Wu 1, Hwa-Sheng Tang, Hsien-Yuan Lane, Chen-An Tsai, Guochuan E Tsai, 2011
(7) Inhibition of glycine transporter-I as a novel mechanism for the treatment of depression
Chih-Chia Huang 1, I-Hua Wei, Chieh-Liang Huang, Kuang-Ti Chen, Mang-Hung Tsai, Priscilla Tsai, Rene Tun, Kuo-Hao Huang, Yue-Cune Chang, Hsien-Yuan Lane, Guochuan Emil Tsai, 2013