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SERIE | DIE STÄRKSTEN HEILPFLANZEN BEI ÄNGSTEN:
7. Hopfen
Der Echte Hopfen (Humulus lupulus) ist eine Pflanzenart die insbesondere durch seine Verwendung beim Bierbrauen bekannt ist. Er ist neben Baldrian eines der wichtigsten pflanzlichen Mittel gegen nervöse Erregung, Einschlafstörungen und leichte Depressionen.
Das medizinische Potenzial von Hopfen wird in der antiken Literatur häufig zitiert und ist auch in mehreren offiziellen Arzneibüchern für die Behandlung verschiedener Krankheiten, hauptsächlich im Zusammenhang mit Angstzuständen und Schlaflosigkeit, zugelassen. Dies ist auf die Fülle an Phytobestandteilen zurückzuführen, die in den weiblichen Blütenständen vorhanden sind, die allgemein als Zapfen bekannt sind und über entzündungshemmende, antioxidative, antimikrobielle und phytoöstrogene Aktivitäten verfügen.
Hopfenpollen wurden in archäologischen Stätten in England aus dem Jahr 3000 v. Chr. (Steinzeit) entdeckt und es ist bekannt, dass Hopfen seit der Zeit des alten Ägypten als Heilkraut verwendet wurde. Während der Römerzeit gewann Hopfen an Bedeutung für die Behandlung von Lebererkrankungen, Verdauungsstörungen und als Blutreinigungsmittel. (1)
Der älteste Bericht über die medizinische Verwendung von Hopfen findet sich in einem Buch aus dem Mittelalter, genauer gesagt aus dem 11. Jahrhundert, in dem der arabische Arzt Mesue die entzündungshemmenden Eigenschaften dieses mehrjährigen Krauts beschrieb.
In Nordamerika verwendeten verschiedene indigene Stämme Hopfen als Heilmittel gegen verschiedene Krankheiten. Die Cherokee nutzten es gegen Schlafstörungen; die Navajo gegen Husten und Erkältungen; und die Dakota nutzten Hopfenaufgüsse als Heilmittel gegen Darmbeschwerden und zur Wundheilung. (1)
Hopfen wurde auch in der ayurvedischen Medizin verwendet, einer traditionellen Medizin, die in Indien seit der Antike verwendet wird und auch heute noch auf dem Subkontinent weit verbreitet ist. (1)
Ein altes Volksheilmittel ist das Schlafgetränk aus frischen Hopfenzapfen, die ebenfalls in einem Kissen eingeschlossen sind, das nachts unter den Kopf gehalten wird, um den Schlaf zu erleichtern. Die Europäische Arzneimittelagentur klassifiziert Hopfenkräuterpräparate als „traditionelle pflanzliche Arzneimittel“, die zur Linderung leichter Symptome von psychischem Stress und zur Förderung des Schlafes eingesetzt werden.
In Studien verringerte sich die Angst mit Hopfen um 20%, Depressionen um 10% und Stress um 30% gegenüber Placebo in 4 Wochen. (2) Kombinationen aus Hopfen, Baldrian und Passionsblume zeigten ähnliche Wirksamkeit wie Benzodiazepine und die chemischen Schlafmittel Zolpidem und Diphenhydramin. (3) (5) (6)
Hopfen kann aufgrund von dessen starker krebshemmender Wirkung gegen verschiedene Arten von Krebszellen auch bei den Nebenwirkungen von Psychopharmaka eine Hilfe sein, denn diese sind stark krebserregend. Ebenso besitzt Hopfen eines der wirksamsten Phytoöstrogene und kann so einem Mangel an Hormonen entgegenwirken, der typischer Weise bei Psychosen und Schizophrenie auftreten kann.
1. Wirkungsweise
Die Neuroaktivität von Hopfen führt zu einer verbesserten GABA A- Rezeptorfunktion. Es wurde herausgefunden, dass Humulon die durch Ethanol induzierte Schlafdauer verlängert, was auch auf ein Zusammenwirken von Humulon mit Ethanol an den GABA A- Rezeptoren hinweist, die für weitere Auswirkungen bei stark gehopften Bieren verantwortlich sein könnte.
Der synergistische Effekt bei der Förderung der sedierenden Wirkung wird jedoch nicht nur bei der additiven Wirkung von Hopfen-Phytobestandteilen beobachtet, sondern auch bei der kombinierten Wirkung von Pflanzenessenzen wie Hopfen und Baldrian.
Darüber hinaus wurde beobachtet, dass eine Mischung aus Baldrian und Hopfen eine höhere Bindungsfähigkeit am GABA-Rezeptor erreicht, was zu einer Verbesserung von schlafbezogenem Verhalten, einschließlich der Schlafzeit, durch Modulation der GABAergen/serotonergen Signalübertragung führt.
2. Studien
Depressionen, Ängste und Stress
1. Eine placebokontrollierte Studie wurde mit 36 Teilnehmer durchgeführt, um die Wirkung eines Hopfen-Trockenextrakts (Melcalin® 400 mg einmal täglich) auf Depressionen, Angstzustände und Stressniveaus bei jungen Erwachsenen zu bewerten. (2)
Ergebnisse: Signifikant verringerte Werte für Angst, Depression und Stress wurden mit Hopfen dokumentiert , die im Vergleich zu denen, die durch das Placebo verursacht wurden, deutlich größer waren. Die Angst verringerte sich um 20%, Depressionen um 10% und Stress um 30% gegenüber Placebo in 4 Wochen. (2)
Schlussfolgerung: "Bei ansonsten gesunden jungen Erwachsenen, die über zumindest leichte Depressions-, Angst- und Stresssymptome berichten, kann die tägliche Ergänzung mit einem Hopfen-Trockenextrakt alle diese Symptome über einen Zeitraum von 4 Wochen deutlich verbessern. Diese wohltuenden Wirkungen stimmen mit der von der Deutschen Kommission E. genehmigten Indikation von Hopfen bei Angst-/Stimmungsstörungen und Unruhe überein." (2)
2. In einigen kleinen Studien wurde die Wirkung von Hopfen auf Ängste und den Schlaf-Wach-Rhythmus anhand von alkoholfreiem Bier untersucht. Eine Studie umfasste 17 Krankenschwestern. Den Pflegekräften, die im Wechsel- oder Nachtdienst arbeiteten, wurde zwei Wochen lang zum Abendessen hopfenhaltiges alkoholfreies Bier verabreicht. Die Forscher überwachten ihre Schlafmuster mit einem Armband-Schlaf-Tracker. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass das Bier den Teilnehmern nicht nur dabei half, etwas schneller einzuschlafen, sondern auch das Angstniveau verringerte. (4)
Schlaf
1. Eine klinische Studie mit Hopfen an gesunden Frauen nach der Menopause wurde durchgeführt, die häufig unter Schlafstörungen leiden. Obwohl die Ergebnisse nach 8 Wochen nicht signifikant waren, zeigte sich, dass die Behandlung nach 16 Wochen alle Ergebnismaße reduzierte. Dennoch wurden die besten Ergebnisse in Verbindung mit Baldrian erzielt. (1)
Wirkungen von Hopfen in Kombination mit anderen Heilpflanzen
1. In einer randomisierten, doppelblinden, kontrollierten klinische Studie wurde die gleichwertige Wirksamkeit und Verträglichkeit eines Hopfen-Baldrian-Präparats im Vergleich zu einem Benzodiazepin-Präparat bei Patienten mit Schlafstörungen untersucht.
Ergebnis: Die Gleichwertigkeit beider Therapien hinsichtlich Schlafqualität, Fitness und Lebensqualität wurde nachgewiesen. Der Gesundheitszustand der Patienten verbesserte sich während der Therapie, während er sich nach Absetzen beider Präparate verschlechterte. Bei Benzodiazepinen wurden jedoch Entzugserscheinungen dokumentiert.
"Diese Studie zeigt, dass das untersuchte Hopfen-Baldrian-Präparat in geeigneter Dosierung eine sinnvolle Alternative zu Benzodiazepin zur Behandlung nichtchronischer und nichtpsychiatrischer Schlafstörungen darstellt." (3)
2. In einer Studie aus dem Jahr 2013 mit 91 Probanden wurde das Schlafmittel Ambien (Zolpidem) mit einer Heilpflanzen-Kombination NSF-3 verglichen, die Hopfen, Baldrian und Passionsblume enthielt. Patienten mit diagnostizierter primärer Schlaflosigkeit wurden zwei Wochen lang vor dem Schlafengehen entweder mit NSF-3 (eine Tablette) oder Zolpidem (eine 10-mg-Tablette) behandelt.
Ergebnisse: In beiden Gruppen kam es zu einer signifikanten Verbesserung der Gesamtschlafzeit, der Schlaflatenz, der Anzahl des nächtlichen Erwachens und des Schweregrads der Schlaflosigkeit. Es wurde kein statistisch signifikanter Unterschied zwischen den Gruppen beobachtet. Schlussfolgerungen: "NSF-3 ist eine sichere und wirksame kurzfristige Alternative zu Zolpidem bei primärer Schlaflosigkeit." (5)
3. Eine placebokontrollierte Parallelgruppenstudie mit 184 Erwachsenen wurde in 9 Schlafstörungszentren für 28 Tage in den Vereinigten Staaten durchgeführt, in der die Wirkungen einer Mischung aus Baldrian und Hopfen mit denen eines Schlafmittels (Diphenhydramin) und Placebo bei Patienten mit leichter Schlaflosigkeit verglichen wurden.
Es wurden Tabletten mit standardisierten Extrakten aus Baldrian (187 mg) und Hopfen (41,9 mg) sowie Diphenhydramin (50 mg) oder Placebo verabreicht.
Ergebnisse: Leichte Verbesserungen der subjektiven Schlafparameter wurden sowohl mit der Baldrian-Hopfen-Kombination als auch mit Diphenhydramin erzielt, aber nur wenige mit Placebo. Bei keiner Gruppe gab es einen signifikanten Unterschied. Baldrian führte im Vergleich zu Placebo und Diphenhydramin am Ende der 14-tägigen Behandlung zu einer etwas stärkeren, wenn auch nicht signifikanten Verringerung der Zeit bis zum Schlafbeginn und am Ende der 28-tägigen Behandlung zu einer stärkeren Verringerung als Placebo. Die Lebensqualität verbesserte sich nach 28 Tagen in der Baldrian-Hopfen-Gruppe deutlich stärker als in der Placebo-Gruppe.
Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse zeigen eine mäßige hypnotische Wirkung für eine Baldrian-Hopfen-Kombination und Diphenhydramin im Vergleich zu Placebo. (6)
4. Koetter et al. untersuchten die Wirksamkeit einer Trockenextraktkombination aus Baldrian und Hopfen bei Patienten mit nichtorganischer Schlaflosigkeit und stellten fest, dass die Ergebnisse mit der Mischung deutlich besser waren als mit Baldrian allein. (1)
4. Anwendung
Die mittlere Tagesdosis beträgt, soweit nicht anders verordnet, 0,5 g der Droge bzw. 1-2 ml der Tinktur.
Zur Beruhigung bei Ängsten oder Schlafschwierigkeiten würde ich Hopfen lose kaufen und ihn z.B. mit Lavendel, Baldrian, Zitronenmelisse, Ashwaganda, Passionsblume mischen. Dann die Mischung zu Pulver mahlen für die bessere Aufnahme durch den Körper. Das Pulver dann als Tee, nach Geschmack mit Milch und Honig, zubereiten und mittrinken.
5. Einkauf
Hopfenzapfen werden zur inneren Anwendung in Form von Tee, Dragees, Kapseln, Tabletten oder Tropfen angeboten. Die Pflanze ist beispielsweise in zahlreichen Teegemischen in Schlaf- und Beruhigungstees enthalten.
Studien und Quellen
(1) An Updated Review of the Genus Humulus: A Valuable Source of Bioactive Compounds for Health and Disease Prevention. Katya Carbone and Fabio Gervasi, 2022
(2) Effects of a hops (Humulus lupulus L.) dry extract supplement on self-reported depression, anxiety and stress levels in apparently healthy young adults: a randomized, placebo-controlled, double-blind, crossover pilot study.
Ioannis Kyrou, Aimilia Christou, Demosthenes Panagiotakos, Charikleia Stefanaki, Katerina Skenderi, Konstantina Katsana, Constantine Tsigos, 2017
(3) Vergleichsstudie zur Beurteilung der Lebensqualität von Patienten mit exogenen Schlafstörungen (vorübergehende Einschlaf- und Schlafunterbrechungsstörungen) unter Behandlung mit einem Hopfen-Valarian-Präparat und einem Benzodiazepin-Medikament. M. Schmitz , M Jäckel, 1999
(4) The sedative effect of non-alcoholic beer in healthy female nurses. Franco L, Sánchez C, Bravo R, et al., 2012
(5) Efficacy and safety of a polyherbal sedative-hypnotic formulation NSF-3 in primary insomnia in comparison to zolpidem: a randomized controlled trial. Maroo N, Hazra A, Das T. , 2013
(6) Valerian-hops combination and diphenhydramine for treating insomnia: a randomized placebo-controlled clinical trial. Charles M Morin , Uwe Koetter, Célyne Bastien, J Catesby Ware, Virgil Wooten, 2005