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BEHANDLUNGSZIELE BEI PSYCHOSEN UND SCHIZOPHRENIE
9. Entzündungen
10 mögliche Dysfunktionen und Behandlungsziele sind:
1. Dopamin
2. Serotonin
3. Glutamat
4. GABA
5. Acethycholin
6. Noradrenalin
7. Endocannabinoid
8. Oxidativer Stress
9. Entzündungen
10. Reaktion des Immunsystems
Jüngste Untersuchungen haben gezeigt, dass eine Entzündung des Zentralnervensystems (Neuroinflammation) eine Rolle bei der Entwicklung der Schizophrenie spielt. Veränderungen entzündlicher Zytokine wurden im Blut von Patienten mit schizophrenen Störungen gefunden.
Mehrere Studien haben gezeigt, dass gleichzeitig die Produktion entzündungsfördernder und entzündungshemmender Zytokine gestört ist. In der ersten psychotischen Episode der Schizophrenie wurde eine Abnahme entzündungshemmender Marker beobachtet, während entzündungsfördernde Faktoren erhöht sind. Eine Neuroinflammation kann zu Schäden im Gehirn und zu Verbindungsstörungen führen und somit das Auftreten von Schizophrenie- Symptomen hervorrufen.
Studien, in denen Personen mit Schizophrenie anhand von Entzündungsmarkern eingeteilt wurden, ergaben, dass bei Personen mit höheren Werten inflammatorischer Marker schwerwiegendere Symptome auftraten. Insbesondere gibt es Hinweise auf eine schlechtere Leistung bei Sprachaufgaben sowie auf eine Zunahme depressiver Symptome, die durch einen hohen Entzündungszustand gekennzeichnet sind.
Schon lange ist das sogenannte "zytokininduzierte Krankheitsverhalten" bekannt, welches zum Beispiel im Rahmen eines grippalen Infektes auftritt. Dabei produzieren Immunzellen entzündungsfördernde Zytokine, die auf das Gehirn einwirken und depressionsähnliche psychische und Verhaltensänderungen hervorrufen, wie zum Beispiel gedrückte Stimmung, emotionale Labilität, Konzentrationsschwäche, Antriebs-/Motivationsverlust, sozialer Rückzug, Appetitmangel, Schlafstörungen und verminderte Körperpflege.
Dementsprechend bewirken entzündungshemmende Therapeutika die größte Symptomverbesserung bei Fällen von Schizophrenie, die mit starker Entzündung einhergehen.
1. Die Wechselbeziehung zwischen Entzündungen und dem Immunsystem
Die Wechselbeziehung zwischen dem Immun- und dem neuroinflammatorischen System spielt eine wichtige Rolle in der Neurobiologie der Schizophrenie. Neuere Forschungen haben gezeigt, dass eine chronische Neuroinflammation, die das Zentralnervensystem betrifft, mit Schizophrenie verbunden ist. Diese Hypothese entwickelte sich aus immunogenetischen Beweisen und der hohen Neigung schizophrener Patienten, Autoimmunerkrankungen zu entwickeln.
Mehrere Studien, darunter auch Metaanalysen, haben eine Immunschwäche bei Schizophrenie festgestellt. Es bleibt wichtig, Immunmarker zu definieren, um schizophrene Patienten zu identifizieren, die von einer entzündungshemmenden Behandlung profitieren könnten.
2. Zusammenspiel zwischen (oxidativem) Stress und Entzündungen bei Schizophrenie
Mehrere Studien haben gezeigt, dass zwischen oxidativem Stress und Neuroinflammation ein schädliches Zusammenspiel besteht.
Der bei Schizophrenie beobachtete oxidative Stress ist mit der Produktion entzündungsfördernder Zytokine verbunden, was zu einem chronischen neuroinflammatorischen Prozess und genetischen Schäden führt.
Der bei Schizophrenie beobachtete oxidative Stress interagiert mit Entzündungen, was darauf hindeutet, dass die Symptome der Schizophrenie mit spezifischen Veränderungen der dopaminergen, serotonergen, noradrenergen und glutamatergen Neurotransmission verbunden sind.
Chronische Entzündungen und umgebender oxidativen Stress, wirkt sich auf die Zellen aus und kann Immunschwäche begünstigen. Und eine Funktionsstörung des Immunsystems, das Entzündungen entgegenwirkt, kann die Neurotransmission von Dopamin und Glutamat behindern.
3. Undichter Darm und Entzündungen
Es gibt Hinweise darauf, dass Disbiose (Missverhältnis von nützlichen und schädlichen Bakterien im Darm) und “undichter Darm” zu einem “undichten Gehirn” führen können, was zum Teil auf die Entwicklung einer Entzündung zurückzuführen ist. Eine Entzündung im Zusammenhang mit einem undichten Darm führt zu einer Schädigung der Blut-Hirn-Schranke, wodurch unerwünschte Moleküle Toxine, Antigene und Entzündungsmediatoren im Gehirn landen und eine Neuroinflammation (Nervenentzündung) und oxidativen Stress auslösen. Die Störung der Blut-Hirn-Schranke wurde mit Angstzuständen, schweren Depressionen, bipolaren Störungen, Schizophrenie, Psychosen in Zusammenhang gebracht.
4. Psychischer Stress und Entzündungen
Bei Schizophrenie gibt es ein Interaktionsmodell zwischen Verletzlichkeit, Stress und Entzündung. Stress führt auf der körperlichen molekularen Ebene zu oxidativen Stress und dieser zu Entzündungen des Zentralnervensystems.
Psychischer Stress oder traumatischen Lebensereignissen vor der Geburt und während der Kindheit oder Jugend führt zu einem erhöhten Risiko für Schizophrenie. Insbesondere in kritischen Entwicklungsphasen stellen bestimmte Stressfaktoren wie körperlicher oder geistiger Missbrauch, sozioökonomische Benachteiligung, das Leben in einer städtischen Umgebung und Vernachlässigung ein größeres Risiko dar.
Darüber hinaus haben Menschen mit Schizophrenie veränderte Reaktionen und eine erhöhte Anfälligkeit gegenüber Stressreizen. Daher stellt die erhöhte Belastung und Anfälligkeit gegenüber psychosozialem Stress, insbesondere in kritischen Phasen der Gehirnentwicklung, eine erhebliche Herausforderung dar.
Es gibt Hinweise darauf, dass psychosoziale Stressfaktoren zur Krankheitsentwicklung beitragen, indem sie teilweise die Neuroinflammation verstärken. Kürzlich wurde eine einheitliche Übersicht veröffentlicht, die sich auf den Zusammenhang zwischen Kindheitstraumata und Psychosen konzentriert und Ergebnisse epidemiologischer, klinischer, neuropsychologischer und biologischer Studien integriert.
Personen mit Schizophrenie haben veränderte Stressreaktionen. Stress stimuliert das Nervensystem und verursacht die Ausschüttung von Adrenalin und Noradrenalin was zur Freisetzung von Stresshormonen wie Cortisol ins Blut führt. Diese Stresshormone fördern Aktivitäten, die den Stressor (Auslöser für den Stress) bekämpfen, wie z. B. eine erhöhte Herzfunktion und Glukoseverfügbarkeit, während weniger dringende Prozesse wie Verdauung, Fortpflanzung und Immunfunktion verringert werden.
Obwohl Cortisol einige entzündungshemmende Wirkungen hat, ist seine Fähigkeit, Entzündungsreaktionen zu regulieren, bei Schizophrenie verändert. Bei gesunden Personen führte ein akuter Stressfaktor zu einem erhöhten Cortisolspiegel und einem Rückgang von Entzündungen. Bei Personen mit Schizophrenie wurde jedoch gezeigt, dass ein Anstieg des Cortisols mit einem Anstieg von Entzündungen einherging.
In diesem Sinne könnte die stressbedingte Freisetzung von Cortisol die Entzündungsreaktionen verstärken, anstatt entzündungshemmende Wirkungen zu haben, wie sie bei gesunden Personen beobachtet werden. Vorgeburtlicher psychischer Stress ist mit einem erhöhten Risiko für Schizophrenie verbunden.
5. Entzündungen und Depression
Schon lange ist das sogenannte "zytokininduzierte Krankheitsverhalten" bekannt, welches zum Beispiel im Rahmen eines grippalen Infektes auftritt. Dabei produzieren Immunzellen entzündungsfördernde Zytokine, die auf das Gehirn einwirken und depressionsähnliche psychische und Verhaltensänderungen hervorrufen, wie zum Beispiel gedrückte Stimmung, emotionale Labilität, Konzentrationsschwäche, Antriebs-/Motivationsverlust, sozialer Rückzug, Appetitmangel, Schlafstörungen und verminderte Körperpflege.
Wenn die Aktivierung des Immunsystems anhält, zum Beispiel bei chronischen Infektionen kann durch entzündungsfördernde Botenstoffe im Gehirn dazu veranlagter Personen eine Überdauerung des Krankheitsverhaltens entstehen, mit Symptomen einer Depression, denn diese Zytokine verringern die Verfügbarkeit von Serotonin und der Vorstufe Tryptophan im Gehirn. Solche Veränderungen könnten neben psychoreaktiven Faktoren für die erhöhte Häufigkeit von Depressionen bei den oben genannten somatischen Erkrankungen mitverantwortlich sein.
Eine Metaanalyse von 68 Studien fand zum Beispiel diskret erhöhte Spiegel der proinflammatorischen Zytokine bei akut erkrankten Patienten mit Schizophrenie, bipolarer Störung und majorer Depression (MD) im Vergleich zu gesunden Vergleichspersonen. Nach Behandlung der akuten Erkrankung sanken die Entzündungsmarker sowohl bei Schizophrenie als auch bei MD signifikant. Bei chronisch kranken Patienten waren die Entzündungen bei Schizophrenie und MD im Vergleich zu Kontrollen signifikant erhöht. Insgesamt gab es Ähnlichkeiten im Muster der Zytokinveränderungen bei Schizophrenie und MD während der akuten und chronischen Krankheitsphasen, was die Möglichkeit gemeinsamer zugrundeliegender Pfade einer Immundysfunktion aufwirft.
Zudem erhöhen Infektionen und Autoimmunerkrankungen das Risiko für die Manifestation dieser psychischen Erkrankungen.
6. Behandlung
Psychosozialer Stress könnte besser vermeidbar sein als die anderen Risikofaktoren. Die Reduzierung des psychosozialen Stresses durch Bewegung, Aufenthalt in der Natur, Yoga oder eine Verhaltenstherapie könnten bei Personen eingesetzt werden, bei denen ein Risiko für Schizophrenie besteht oder bei denen eine solche Diagnose gestellt wurde.
Es wurde gezeigt, dass ein enger Zusammenhang zwischen oxidativem Stress und dem Immunsystem bei Schizophrenie eine Rolle spielt. Glutathion (GSH), ein Antioxidans, wird durch die Aminosäurevorstufe N-Acetylcystein (NAC) stimuliert. NAC hat viele Eigenschaften: antioxidativ, entzündungshemmend und kontrolliert die synaptischen NMDA-Rezeptoren. Eine NAC-Supplementierung verbessert die positiven und negativen Symptome und die Neurokognition bei Schizophreniepatienten mit hohem oxidativen Stress. Mehrfach ungesättigte Omega-3-Fettsäuren weisen außerdem eine antioxidative Wirkung und eine entzündungshemmende Wirkung auf.
Dementsprechend bewirken entzündungshemmende Therapeutika die größte Symptomverbesserung bei neuropsychiatrischen Fällen, die mit starker Entzündung einhergehen. Beispielsweise wurde gezeigt, dass die Hemmung von Entzündungen die Symptome bei Menschen mit schwerer Depression verbessert, jedoch nur bei solchen mit erhöhten Immunbiomarkern. Zusätzlich haben verschiedene entzündungshemmende Mittel, darunter Aspirin, Östrogen (Hormon), N-Acetylcystein (Aminosäre), Minocyclin (Breitbandantibiotikum das die Vermehrung von verschiedenen bakteriellen Krankheitserregern hemmt) und Fettsäuren nachweislich die Schwere der Symptome bei Schizophrenie und Depression verbessert.
Außerdem sind Heilpflanzen exzellente Antioxidatien, Entzündungshemmer und Immunverstärker. Phytochemikalien bieten aufgrund ihrer breiten Palette biologischer Aktivitäten, wie Immunabwehrstärkende, entzündungshemmende Wirkung und antioxidatives Potenzial, Beeinflussung der Neurotransmission potenzielle und vielfältige Alternativen zu Antipsychotika. Ein weiterer Artikel zu diesem Thema:
"ENTZÜNDUNG ALS BEHANDLUNGSZIEL: Antipsychotische Heilpflanzen als Entzündungshemmer"
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