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SERIE | Wirkstoffe der orthomolekularen Medizin bei kognitiven Symptomen
2. L-Carnosin
Carnosin ist ein Dipeptid, eine chemische Verbindung, die aus zwei Aminosäureresten zusammengesetzt ist - aufgebaut aus den Aminosäuren β-Alanin und L-Histidin und ein häufig konsumiertes Nahrungsergänzungsmittel ist. In der Mikronährstoffmedizin wird Carnosin als Schutzstoff eingesetzt, zum Beispiel bei Diabetes, Altersbeschwerden und Alzheimer. Bei Sportlern soll es die Muskelermüdung verzögern und die Regeneration fördern.
Nahrungsergänzungsmittel spielen bei verschiedenen neuropsychiatrischen Erkrankungen eine immer wichtigere Rolle. Kognitive Defizite sind bei Patienten mit Schizophrenie vorherrschend. Eine Fehlregulation der Aktivität des N-Methyl-D-Aspartat-Rezeptors (NMDAR) und von Glutamat ist mit negativen und kognitiven Symptomen bei Schizophrenie verbunden, und es ist bekannt, dass die Behandlung mit L-Carnosin die NMDAR-Aktivität reguliert.
Drei Studien mit 250 Schizophrenie-Patineten zeigten, dass L-Carnosin die primären kognitiven und negativen Symptome von Patienten mit Schizophrenie sicher und wirksam reduzieren kann.
Welche Wirkung hat Carnosin?
Im Gehirn liegt Carnosin vermehrt in Bereichen für die Sinneswahrnehmung vor. Forscher vermuten, dass es als Botenstoff für das Nervensystem wirkt. Carnosin wirkt antioxidativ und verhindert Schäden am Gewebe wie den Nervenzellen. Auch könnte es Schwermetalle entgiften, indem es mit ihnen Komplexe (Chelate) bildet. Zum Beispiel kann Carnosin vor Nervenschäden durch hohe Zinkspiegel schützen. Darüber hinaus entgiftet Carnosin den Stoffwechsel, da es die Entstehung schädlicher Abfallprodukte durch oxidativen Stress und Schäden durch hohe Blutzuckerwerte hemmt. Ein Einsatz bei Nervenerkrankungen wie Parkinson und Schizophrenie, Autismus sowie Durchblutungsstörungen wird diskutiert.
Einige Beobachtungsstudien deuten darauf hin, dass niedrigere β-Alanin- und L-Histidin-Spiegel mit Schizophrenie verbunden sein könnten. L-Carnosin wird auch für die Synthese von Histamin verwendet, einem wichtigen Neuromodulator mit einer Rolle bei Schizophrenie, der durch Histaminrezeptoren vermittelt wird.
Kognitive Defizite sind bei Patienten mit Schizophrenie vorherrschend. Eine Fehlregulation der Aktivität des N-Methyl-D-Aspartat-Rezeptors (NMDAR) und von Glutamat ist mit negativen und kognitiven Symptomen bei Schizophrenie verbunden, und es ist bekannt, dass die Behandlung mit L-Carnosin die NMDAR-Aktivität reguliert.
Carnosin ist ein bekanntes Antioxidans, das an glutamatergen Synapsen lolokalisiert ist und die geschwächte zelluläre antioxidative Abwehr bei Patienten mit Schizophrenie unterstützt. Darüber hinaus soll Carnosin die NMDAR-Aktivität regulieren, den Glutamatspiegel senken, die Glutamatfreisetzung hemmen (3)
Die Verbesserung der NMDA-Übertragung und die Erhöhung der NMDA-Rezeptoraktivierung durch Glycin-Agonisten sind Wirkstoffzielmechanismen, die die primären negativen Symptome der Schizophrenie verbessern.
Studien
Ein früher wichtiger Meilenstein bei der L-Carnosin-Supplementierung (800 mg) bei Autismus-Spektrum-Störungen (ASD) über 8 Wochen zeigte im Vergleich zu Placebo verringerte Autismus-Schweregrade, insbesondere in den Teilwerten Verhalten, Sozialisation und Kommunikation. Zwei randomisierte kontrollierte Studien mit 140 Patienten untersuchten die L-Carnosin-Supplementierung (2 g/Tag) bei chronischer Schizophrenie unter stabiler antipsychotischer Behandlung und berichteten über Verbesserungen der Gesamtscores sowie negativer Symptom-Subscores für Schizophrenie und Verbesserungen in mehreren kognitiven Bereichen. (2) (3)
In einer dritten aktuellen randomisierte kontrollierte Studie von 2023 wurde den 100 Patienten nach dem Zufallsprinzip zugeteilt, dass sie über einen Zeitraum von 3 Monaten entweder täglich 400 mg Carnosin oder ein identisches Placebo erhielten. Die L-Carnosin-Dosis wurde in den nächsten 3 Monaten auf 800 mg titriert. Bei Patienten, die 800 mg L-Carnosin erhielten, verbesserten sich die Aufmerksamkeitswerte für die Messung der Kognition deutlich. (1)
In dieser aktuellen Studie und allen früheren Studien zur Verwendung von L-Carnosin bei Schizophrenie wurden keine schwerwiegenden unerwünschten Ereignisse gemeldet. Eine L-Carnosin-Zusatztherapie (800 mg) bei Schizophrenie zeigte eine Verbesserung der exekutiven Funktion. (1)
L-Carnosin führte in einer Studie mit 2 g Tagesdosis über 8 Wochen im Vergleich zu Placebo zu einer stärkeren Verbesserung der negativen Werte sowie der gesamten PANSS-Werte, jedoch nicht der positiven Subskalenwerte. (3)
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass eine L-Carnosin-Zusatztherapie die primären kognitiven und negativen Symptome von Patienten mit Schizophrenie sicher und wirksam reduzieren kann.
Carnosin-Gehalt in Lebensmitteln
Carnosin kommt in Fleisch und Fisch vor. Pflanzliche Lebensmittel enthalten dagegen keins. Carnosin ist in den Muskeln von Tieren enthalten. Daher nehmen wir es wesentlich über Fleisch und Fisch mit der Nahrung auf. Pflanzliche Lebensmittel enthalten kein Carnosin. Während der Verarbeitung von Fleisch kommt es jedoch zu Verlusten an Carnosin. Frisches Fleisch enthält daher am meisten Carnosin und der Gehalt nimmt beim Kochen oder der Reifung von Schinken bis zu einem Drittel ab. (4)
Einnahme
Einige Beobachtungsstudien deuten darauf hin, dass niedrigere β-Alanin- und L-Histidin-Spiegel, als Folgeprodukte von L - Carnosin, mit Schizophrenie verbunden sein könnten. Insbesondere Veganer und Vegetarier sind gefährdet. Für den gezielten Einsatz kann Carnosin über Präparate ergänzt werden. Sie sind meist in Form von Kapseln oder als Pulver günstig in der Drogerie erhältlich.
Da der Körper Carnosin selbst herstellen kann, gibt es keine klare Dosis-Empfehlungen bei einer Unterversorgung. Eine gezielte Ergänzung im Rahmen der Mikronährstoffmedizin kann jedoch positive Effekte auf die Gesundheit haben. Die Dosierung dabei liegt meist zwischen 500 bis 1.000 Milligramm pro Tag. (4) In den Studien wurden 2 g pro Tag verwendet.
Studien und Quellen
(1) Cognitive and negative symptoms in schizophrenia with L‐Carnosine adjuvant therapy – A randomized double‐blind placebo‐controlled study. Hema Tharoor, Sindhu Maran, Antra K. Chandan, Manikandan Pari, Shruti Rao, and Jothilakshmi Durairaj. 2023
(2) A preliminary, randomized, double‐blind, placebo‐controlled trial of L‐carnosine to improve cognition in schizophrenia. Chengappa KR, Turkin SR, DeSanti S, et al. 2012
(3) L‐carnosine as an add‐on to risperidone for treatment of negative symptoms in patients with stable schizophrenia: a double‐blind, randomized placebo‐controlled trial. Ghajar A, Khoaie‐Ardakani MR, Shahmoradi Z, et al. 2018
(4) https://www.vitamindoctor.com/naehrstoffe/aminosaeuren/carnosin