Heute habe ich, wie so oft, meinen Gang gemacht. Es war endlich schönes Wetter, ich bin in den letzten Wochen zu oft durch den Regen gelaufen, um das nicht schätzen zu können, also freute ich mich darüber. Ich schaute kurz in den Briefkasten, aber es war keine Post da. Dann ging ich die Straße hinunter, zum Park. Ich musste dabei an einem Haus vorbei, in dem Nazis wohnen und ich schaute lieber nicht hin, das ist mir echt zu eklig, ich bin froh, wenn sich da kein Kontakt aufbaut. Der Spielplatz im Park war, trotz des schönen Wetters, nicht besucht. Also ging ich durch ihn hindurch. Ich vermeide es wirklich, wenn dort Kinder spielen, diesen Weg zu gehen. Man sollte spielende Kinder nicht stören und ich gehe in dem Fall wirklich oft und gern einen Umweg. Dann kam ich am Schloss vorbei, dessen Anblick wie immer erhebend war. Früher haben dort Raubritter gehaust. Es liegt an der alten Straße zwischen Dortmund und Köln und ist auch heute noch gut erhalten. Eine junge Frau kam durch das Tor, deren Geister sie umwallten und Ritter zu Pferde begleiteten sie. Im plötzlich aufkommenden Nebel wirkte sie majestätisch und die Vögel besangen sie in Gnade und Stolz. Upps, meine Fantasie ging mit mir durch, ich bitte um Entschuldigung. Wirklich nervten mich die obligatorischen Wildgänse, die lautr schnatternd vor mir her liefen. Dann verliess ich den Park und erreichte endlich den ersten Konsumtempel, also Supermarkt. Dort spielten sie 'Man on the Moon', von REM und ich kaufte ein Geschenk für meine altgewordene Tante. Die Kassiererin wünschte mir einen schönen Tag. Ja, das sind die so genannten Mikroverbindungen,, ich fühle mich wirklich psychisch gesünder, wenn mir jemand einen guten Tag wünscht. Danach ging ich am Bahnhof vorbei und enterte die Fußgängerzone. Üblicherweise geht man hier blind und akzeptiert. Irgendwo spielte ein Leierkastenmann seine Melodien. Er kam mir vor wie eine Holzmarionette, die Musik macht. Ein Obdachloser unterhielt sich angeregt mit einer Frau und es roch teilweise nach frischem Döner. Im nächsten Supermarkt stand ich ellenlang an der Kasse und konnte meine übliche Tiefenentspannung gerade so halten. Dann machte ich mich auf den Rückweg. Plötzlich bekam ich äußerst eklige Dyskinesien, so schlimm war es seit Jahren nicht mehr. Ich schämte mich dafür. Nach einer Weile kam ich zu meinem Lieblingsdiscounter, ich nenne hier keine Namen und traf an der Kasse auf einen seltsamen Mann. Er verzichtete auf den Einkaufstrenner, hatte fünfzehn Bier im Wagen und nervte alle mit der Bitte um Treuepunkte. Weil ich ein offener Mensch bin, unterhielt ich mich eine Weile mit ihm, aber er war kaum zu ertragen. Ich selbst freute mich an den zwei Pizzas für vier Euro, die ich in meiner Jutetasche verstaute. Ich war deutlich angestrengt und war froh, bald wieder zu Hause zu sein. Ich traf noch eine mir bekannte, alte Frau, die mir wie üblich einen guten Tag wünschte, ja, genau, die Mikroverbindungen und war wenig später wieder zu Hause. Ich gehe diesen Weg dreimal die Woche und wir wissen ja alle, dass Bewegung und Fasten die Garanten eines langen Lebens sind. Jetzt bin ich froh, meinen Gang gemacht zu haben und ruhe mich erstmal aus.
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