Ich habe die Diagnose Schizophrenie. Aber ich bin nicht schizophren. Schizophren ist das System, das mich schizophren nennt. Bei einem Psychiatrieaufenthalt wurde mir von einem Arzt beigebracht, das Wort Schizophrenie bedeute „Zweigeteilter Seelensitz“. Aber wo ich gehe und stehe – allem voran in Psychiatrien – erlebe ich Menschen, deren Seele weniger in sich ruht, als die meine in mir. Ab und zu – sehr selten – fällt meine Seele aus ihrer Ruhe. Wann? Immer dann, wenn ich mich bemühe, mich mit den Augen der Anderen zu betrachten. Stimmenhören ist verrückt. So sagen sie. Sie sind in der Mehrzahl. Doch haben sie recht?
Jeder ist mit mir einer Meinung, wenn ich sage, man solle auf die Stimme des Herzens hören. Doch wenn ich sage „Ich höre sie“, sagen sie, dass ich spinne.
An jedem Sonntag wird aus der Bibel von Menschen vorgelesen, die Gottes Stimme hörten. Doch wenn ich sage „Ich höre sie“, sagen sie, dass ich spinne.
Überall kann man davon lesen, dass Zimmerpflanzen besser gedeihen, wenn man mit ihnen spricht. Doch wenn ich sage „Ich höre sie“, sagen sie, dass ich spinne.
Wessen Seelensitz ist hier zweigeteilt?
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