Heute mache ich mal Zweitverwertung und veröffentliche Teile aus einem Brief - die Teile, wo es um mich geht. Es sind einige Gedanken dabei, die ich einfach festhalten will:
Wie schon gesagt, hat sich bei mir einiges geändert. Seit Anfang des Jahres bis etwa Ende Juni war ich immer energiegeladen, in Hochstimmung, und brauchte auch nur ein paar Stunden Schlaf pro Nacht. Das ist jetzt ins Gegenteil gekippt. Ich schlafe Nachts sehr gut und auch sieben bis acht Stunden. Aber ich bin energielos und muß mich zu allem Möglichen zwingen, was vorher von selbst ging. Außerdem fühle ich mich chronisch übermüdet, was aber kein Wunder ist. Am liebsten möchte ich im Moment nur schlafen und fernsehen, aber mein Job läuft weiter, also muß ich morgens aufstehen, ob ich will oder nicht
Diese Schwankungen sind nicht so extrem, dass ich völlig die Bodenhaftung verliere oder jetzt völlig depressiv wäre, es ist eher hinderlich, unangenehm und nervig. Mein ehemaliger Psychiater war ja der Meinung, ich sei schizoaffektiv. Das Ganze sieht für mich im Moment wie die Bonsai-Variante einer bipolaren Störung aus – ich bin nicht richtig krank, aber auch nicht richtig gesund.
Dazu kommen in den letzten Wochen alle paar Tage Angst- und Panikattacken, wobei mir die Ursache nicht klar ist. Da ich inzwischen weiß, dass ich körperlich gesund bin, kann ich mich in solchen Situationen einigermaßen beherrschen, sodaß man mir nicht unbedingt etwas anmerkt. Ich merke, dass ich eine allgemeine „Angst vorm Leben“ habe und mich blitzschnell überfordert fühle – obwohl ich garnicht überfordert bin. Vielleicht ist das ja auch Ausdruck der (mini) Depression, in der ich mich grade befinde. Meine Verhaltensweisen aus der hypomanischen Phase Anfang des Jahres kollidieren mit dem gesenkten Ernergieniveau und Selbstbewußtsein.
Meine Psychiaterin scheint das so zu sehen, sie hat mir zusätzlich zum Ziprasidon Abilify verschrieben, morgens 40 mg. Das hat eine ausgleichende Wirkung auf mich, aber es reicht anscheinend noch nicht aus. Ich nehme damit jetzt drei Neuroleptika, Abilify morgens, Ziprasidon tagsüber, und Pipamperon abends zum Schlafen. So schnell vermehren sich die Medikamente. Aber zu Clozapin zurück will ich auch nicht. Der Termin bei der Psychiaterin war nur kurz, aber ich bin froh, überhaupt einen bekommen zu haben. Nächste Woche telefonieren wir wegen der Angelegenheit.
Gestern hatte ich auch einen Termin bei einer Psychotherapeutin. Das Gespräch war sehr gut, und sie hat auch jahrelange Erfahrung mir Schizophrenie-Patienten. Aber leider, der nächste freie Therapieplatz erst Mitte nächsten Jahres. Ich habe mich auf die Warteliste setzen lassen, werde mich jetzt aber nochmal verstärkt umsehen. Aber bei dieser Therapeutin würde ich eigentlich gerne bleiben.
Ich mache mir wegen Kleinigkeiten riesige Gedanken und stelle mir immer alle möglichen Katastrophen vor. Ich weiß dabei genau, dass es Unsinn ist, aber die Gedanken gehen nicht weg. Das ist anstrengend, und am liebsten möchte ich nur noch Zuhause bleiben.Solche Katastrophen-Gedanken münden dann eben schonmal in eine Panikattacke <.>
In meiner Freizeit tut sich im Moment nicht viel. Ich habe es geschafft, einen Spielfilm auf DVD zuende anzuschauen, und ein Buch zu lesen, aber das war es auch schon. Ich würde gerne etwas unternehmen, ausgehen oder Kulturveranstaltungen wie früher. Aber wenn es konkret wird, dann fehlt mir einfach der Elan. Auf diese Weise wird sich auch mein Freundeskreis nicht vergrößern. Ich weiß aber von anderen Leuten, die unter psychischen Problemen leiden, dass ich da nicht alleine bin.
Auf der Arbeit ist im Moment nicht viel los, und ich kann tatsächlich eine ruhige Kugel schieben, was ich jahrelang nicht konnte. Es scheint fast so, als hätte Microsoft mal etwas richtig gemacht und die ständigen Programmabstürze, Probleme und Ungereimtheiten in den Griff bekommen. Noch vor einem halben Jahr stand das Telefon bei mir nicht still – und jetzt ist Ruhe. Ein Mitarbeiter einer IT-Systemfirma hat mir übrigens erzählt, dass sie dieselbe Erfahrung bei ihren Kunden machen, auf einmal funktionieren die Sachen einfach. Mir ist das Recht