Alles anzeigenLeider ist ja meine Psychiaterin nun selber in der geschützten Station und genießt dort alle Vorzüge des Patientendaseins.
Nachdem mein Termin somit ausfiel, beschloss ich kurzerhand, sie zu besuchen.
Beim Summen der elektronischen Türschlösser in der Eingangsschleuse wurden Erinnerungen wach. Fixiert ans Bett, die dauernde Zwangsmedikation, die abwertenden Äußerungen einer hässlichen Psychiaterin, die wie ein Sack faulender Kartoffeln in ihrem Sonnenkönig Sessel flenzt. Das war jedoch eine ganz andere Psychiaterin.
Meine Psychiaterin war eigentlich ganz ok.
Jetzt ist sie es nicht mehr.
Aus leeren Augen starrt sie die Wand an, oder eher durch sie hindurch.
Sie wird es nicht schaffen, sagt sie.
Ich frage, wie es ihr denn geht.
Sie reagiert darauf nicht.
Dafür schildert sie mir ihren Traum.
Es war ein übler Albtraum, sie erzählt, wie sie in der Geschlossenen verrotten wird.
Ich höre zu und schlürfe meinen Eistee.
Welch eklatante Ironie des Schicksals!
Aber ich sehe auch Hoffnung darin.
Je mehr Medikamente man jetzt in sie reinpumpt, desto weniger wird sie später verabreichen.
Falls sie es denn schafft?
Kann ich fast nicht glauben.
Zumindest nicht nachdem Film Clinical den ich vor Kurzem geschaut habe.
Und in der Schweiz darf man nicht Menschen in der Akutphase auf einer Geschlossenen besuchen.
Schon gar nicht irgendwelche LEute, welche keine Angehörigen sind.
Irgendwie schwer zu glauben