Ich höre seit ~ 25 Jahren Stimmen. Mal intensiver, mal weniger ausgeprägt, aber sie sind eigentlich immer da. Es sind mehrere Stimmen. Manche führen sehr hochtrabende und tiefsinnige Diskussionen mit mir über Sinn und Sein, andere sind sehr destruktiv und reden mich nieder, geben mir sehr negative, destruktive Aufforderungen vom Absetzen der Medikamente über die Aufforderung vor den Zug zu springen, immer wenn ich am Bahnhof bin. Manche diskutieren über meinen Kopf hinweg, ohne dass ich daran beteiligt bin. Es ist ein wildes Sammelsurium, meine Stimmen sind so vielseitig wie die Menschheit es allgemein ist.
Ich habe die Stimmen immer fast ausschließlich abgewehrt, empfand sie nur als destruktiv und böse, aber seit etwa 5 Monaten setze ich mich in der Therapie so intensiv damit auseinander, dass sich immer mehr herauskristallisiert, dass das alles irgendwie ein System ist. Stimmen ihre Funktionen haben, Stimmen bestimmte Menschen darstellen, Stimmen sehr starken Zugriff auf mein Unterbewusstsein und damit auf Dinge haben, die für mich versperrt sind. Dadurch wirken sie auf mich auch meist allwissend.
Ich merke, dass manch eine Stimme zu eine Art Lebensberater avanciert, während andere eindeutig als Menschen, die mir gegenüber missbräuchlich waren, identifiziert werden können.
Und irgendwie merke ich mehr und mehr, dass ich mir ein Leben ohne die Stimmen überhaupt nicht vorstellen kann. Einerseits rauben sie mir teilweise den letzten Nerv und treiben mich in den Wahnsinn. Und auf der anderen Seite fühlt es sich so an, als würde ein Teil meines Lebens wegbrechen, würden sie verschwinden.
Nicht wie Schmerz, den man einfach nur loswerden will und sich keinen Gedanken darum macht, wo der nun geblieben ist, wenn er weg ist.
Und das verwirrt mich. Genauso, warum ich mich oft für die Stimmen entscheide und gegen den sozialen Kontakt. Dabei sind die Stimmen ja meist die viel größere Herausforderung.
Im anderen Forum wies jemand darauf hin, dass es eine Art "Sättigung" schon sein könnte, weil ja die Stimmen so viel da sind. Das könnte definitiv sein, ich fühle mich oft sehr gesättigt. Aber manchmal ist mir ja auch langweilig und trotzdem ist da immer die Tendenz nach Rückzug.
Fühlt sich für mich teilweise wie ein Widerspruch an, über den ich mir klarer werden möchte jetzt in der Therapiepause. Wo will ich hin mit den Stimmen, was will ich erreichen und womit kann ich mich vielleicht gut arrangieren. Sollen sie überhaupt verschwinden?