~ Der Gnom Matthäus und der Pizza-Lieferdienst ~
Wenn man nördlich des Westerwaldes östlich des Mondflusses, Sie wissen schon, entlangwandelt, und am Nusseckenpfad, Sie kennen den, abbiegt, kommt man mit nicht geringfügiger Wahrscheinlichkeit zum Gnomendorf Klein-Kartoffelstedt – nicht zu verwechseln mit Klein-Kartoffelheim, das liegt in einer anderen Gnomeinde.
Hier, wo sich die schratigen, auf den ersten Blick für das ungeübte oder uninteressierte Menschenauge unsichtbaren Waldwesen wie Fuchs und Has guten Tag und Guten Abend sagen, lebte unter der Bevölkerung (neunundvierzig und wachsend) der Gnom Matthäus.
Junggeselle, arbeitslos und ziemlich fröhlich dabei.
Seit Einhundertachtunddreißig jahren lag er nun der lokalen Gnomheit auf der Schilfgrastasche und sah nicht im Geringsten ein, sich am Handwerk, an dem Sammeln von Kräutern und Beeren oder dem Zureiten von Nagern zu beteiligen mit dem der Durchschnittsbürger des in einem Hain gelegenen Dorfes sich ihren Lebensunterhalt verdiente.
Sein Grund für die Wahl-Arbeitslosigkeit: Er hatte nicht den geringsten Rehbock. Und nannte es offiziell: Arbeitsangstzustände dritten Grades. Die Ärzte konnten in den vergilbten Büchern der Altvorderen nichts über “Werkus Furchtus III” finden, doch sie stellten fest, dass Matthäus ganz offensichtlich die Wahrheit sagte, denn legte man ein Werkzeug auf den Tisch, wich er stöhnend mit schweissnasser Stirn vor ihm zurück.
Seufzend hatte der Dorfrat von Klein-Kartoffelstedt seine Anträge angenommen und überwies ihm seit vielen Jahren zur Sternenwende einen Betrag der durchaus einige Annehmlichkeiten mit sich brachte. Er wohnte in einer Baumkrone mit einem Aufzug geschnitzet aus einem besiegten Gartenzwerg, shoppte bei Gnomey Campbell Lebensmittel aller Art und die gelegentlichen Abenteuerpilze und lebte vergnügt ohne große Pflichten in die Tage hinein.
Eine große Leidenschaft hatte Matthäus aber, die ihn antrieb:
Pizza.
Eine Errrungschaft der riesigen Menschen, die er sich so oft wie möglich gönnte.
Dazu machte er sich nachts, wenn das Dorf schlief und nur die Solschraten mit ihren Hellbarden und Laternen umherzogen, auf und schlich durch eine bestimmte Hecke hindurch, wo immer der lokale Fuchs sein Geschäft machte. Dort wurde selten ein Gnom gesehen, der Geruch konnte Elfen töten.
Mit einem kupfernen EInrad aus einer alten Brille gefertigt, das ihm sein Onkel Marius einst vermacht hatte gelangte er über die Maulwurfs-Schlagloch versehenen Rübenfelder, durch die nächtlichen Gassen und Winkel der Menschensctraßen schließlich an das Ziel seiner Reise, durch die, man glaubt es kaum, sich Schweißtropfen auf seiner gefurchten Strin bildeten. Wenn das Dr. Walnuss-Knackzahn gewusst hätte, wär aber was los gewesen.
Die Telefonzelle nannte man das ihn wie ein Baum überragende Konstrukt, mit dem Menschen durch die Technik andere Menschen wie durch Zauberi kontaktieren konnten.
Und heute war es wieder soweit.
Matthäus hatte beim örtlichen Liederdienst “Super Mario Kartell” schon einen heißen Liebling, bei dem Gedanken lief ihm schon das Wasser unter dem blaugrauen Bart zusammen.
Jetzt wurde es tricky, wie die Verwandten, die irischen Leprechauns immer sagten.
Es ging jetzt darum dem Menschen mit dem begehrten Teigfladen herzuholen, mit der richtigen Pizza und das auch noch zu bezahlen. Da hatte unser Matthäus schon lange einen Trick heraus, der dem armen Pizzaboten schon sehr lange Zeit Kopfzerbrechen bereitete.
Matthäus hatte Gepäck dabei, ein altes Hörrohr einer kleineren alten Person, das er eines Tages beim Spazieren im Wald gefunden hatte. Er warf einen Ankerhaken aus einer Gabelspitze an einem Seil hoch in die Luft und sie verfing sich mit dem Telefonapparatus.
In Windeseile war er hinaufgeklettert und hatte den sogenannten Hörer herunterbaumeln lassen. Er warf ein weiteres Mitbringsel ein, eine silberne Menschenmünze, und hüpfte auf den Nummerntasten umher bis er die freundliche Stimme des Pizzamenschen durch den Hörer hören konnte. Nun hangelte er sich hinab und gab seine Bestellung durch das Hörrohr ab, das seine Stimme lauter klingen ließ. Er bemühte sich von der Stimme her wie ein fünfzigjähriger sogenannter Menschentyp "Bürohengst im nahenden Ruhestand" zu klingen.
“Ja guten Abend, Meier mein Name – einmal die 75 mit Anchovis, bitte. Bitte an der Sonnenstraße 71 auf der Terasse ablegen, danke.”
Das war der geheime Code. Die Nummer 75 war ein Feengedicht. Der Pizzamensch notierte die Bestellung und gab das erleichternde “Prego” zu hören. Prego hiess wohl so viel wie “gute Wahl!” oder es war der Name des Lieferjungen.
Sobald der Lieferjunge auf seinem Fahrrad um die Ecke bog, sprang Matthäus auf und suchte mit seinen wurzelartigen Händen in den Kleidern des Jungen und wurde fündig, ein Stück Papier, das schmierig war und einen Menschen zeigte, dem wohl etwas Schwieriges im Hintern steckte, denn er schaute ganz ernst. Die Menschen tauschten diese Papiere gegen alles mögliche. Es war wohl so etwas wie die Tauschbeeren auf seinem Arbeitslosenkonto, nur dass man es nicht essen konnte.
Blitzschnell schoß er dem Lieferjungen voraus auf die Terasse und legte den Schein dort ab.
Der Lieferjunge freute sich darüber sehr, es war wohl mehr als er gedacht hatte und es dauerte nicht lange, da lag ein etwas größerer, satter Gnom names Matthäus in der verschmierten Kartonage und leckte sich rülpsend die Lippen.
Das war seine Leidenschaft.
Dafür stand er ein und morgens auf.
Dafür schlug sein kleines Herz.
Und das sollte auch genau so in Ordung sein.
Wenn Sie das nächste Mal Pizza bestellen, vom Telefonappartus aus, dann fragen sie mal nach der Nummer 75 - mit Anchovis.
Die muss ganz schön dem Specht die Eier aus dem Nest hauen.
Sie wissen schon.