Hallo zusammen,
nach langem Leidensweg bin ich auf dieses Forum gestoßen und erhoffe mir weitere Klarheit bei meinem Versuch Schizophrenie zu verstehen.
Mein Sohn bekam mit 17 Jahren seine Diagnose Schizophrenie. Aller Wahrscheinlichkeit nach wurde diese durch seinen übertriebenen Konsum von Cannabis hervorgerufen. Als er Verfolgungswahn hatte und Stimmen hörte, kam er mit Beschluss in die Psychiatrie. Krankheitseinsicht gleich null, Kiffen wollte er auch nicht aufgeben. So wurde er nach einigen Wochen entlassen, weil nicht therapierbar. Seine Medis hat er sehr bald abgesetzt, weiterhin gekifft und alles ging weiter abwärts.
Ein Jahr später der 2. Klinikaufenthalt, dieses Mal mehr oder weniger freiwillig. Nach 8 Wochen Entlassung. Eingestellt auf Zyprexa und alles lief relativ gut, bis auf das Kiffen, davon wollte er nicht lassen. Nach einer Weile setzte er wieder die Medis ab und es kam wie es kommen musste....
Sein Größenwahn wurde immer schlimmer, und zunehmend kamen Selbstmordgedanken dazu. Der Verfolgungswahn war sowohl bei der 2. wie auch dieser Episode nicht vorhanden. Wegen der Suizidgedanken ist er derzeit (ein knappes Jahr nach dem letzten Mal) wieder mit Beschluss in der Klinik.
Kurz zu seiner Kinderzeit: Frühe Diagnose von ADHS, Behandlung mit Medikinet, aber nur für die Schule. Nicht am Wochenende und in den Ferien. Großer Lebenseinschnitt mit 13 Jahren durch die Trennung der Eltern. Er blieb beim Vater, obwohl nie ein gutes Verhältnis bestand. Aber mit der Mutter auf Miete wohnen war keine Option. Es folgte ein ausschweifendes Leben mit viel Party, Alkohol und keinen Grenzen bezüglich seines Verhaltens.
Von den Ärzten bin ich maßlos enttäuscht, weil man als Angehöriger komplett allein gelassen wird, was Aufklärung über die Krankheit angeht. Ich habe unzählige Literatur und Betroffenenberichte gelesen, um überhaupt zu wissen womit wir es hier zu tun haben.
Was mich aber vor allem verunsichert: Mein Sohn (mittlerweile 19) erzählt seine "wirren" Gedanken nur mir. Er will die Welt verbessern, bzw. retten. Hält sich für den Auserwählten, der das tun soll. An manchen Tagen will er auf einem anderen Planeten neu anfangen. ER würde schon einen Weg finden, wie man dort hin kommt. Unsere Politiker planen eine Verschwörung. (Das hat er in einem Video im Netz gefunden) Zur Zeit hat er eine Person in seinem Kopf, mit der er redet. Manchmal sitzt er still da und grinst vor sich hin, weil SIE gerade etwas zu ihm gesagt hat.
Er sagt immer wieder, er würde das alles nur mir erzählen, weil ich ihn verstehen könnte und ebenso denken würde wie er. Obwohl ich ihn schon oft darauf hin gewiesen habe, dass ich nur zuhöre, weil es mich interessiert, aber selber nicht so denken würde. Heute sagte er mir, er würde nicht verstehen, warum die anderen Patienten in der Klinik ihn nie darauf ansprechen, die würden auch dieses Wissen haben, würden sich aber nicht trauen es auszusprechen.
Seine Ärztin hält allerdings anscheinend MICH für das Problem.... Da er immer nur bei mir diese Dinge äußert, ist sie der Überzeugung, dass es eine unterschwellige Bestrafung für mich wäre, weil ich ihn nach der Trennung von seinem Vater allein gelassen hätte. Ich kann das zwar nachvollziehen, da mein Sohn ihr gegenüber immer höflich und folgsam ist und sich von seiner besten Seite zeigt. Mir gegenüber hat er es sogar direkt gesagt: Bei der Ärztin bin ich ja immer voll lieb und nett. Der sage ich doch nicht was ich dir erzähle! ..... und du darfst ihr das auch nicht sagen.
Ich gebe zu, dass ich eine engagierte Mutter bin, aber nur, weil ich verstehen will! Ich möchte die Krankheit verstehen, ich möchte meinen Sohn verstehen. Ich recherchiere und frage nach. Klar, dass ich unbequem bin, aber welche Mutter würde das nicht tun?
Was mich interessiert: Kann mein Sohn seine Schizophrenie wirklich so unter Kontrolle haben? Es kann doch nicht sein, dass er "freiwillig" Wochen in der Psychiatrie verbringt, nur um seine Mutter zu verletzen!?
Ich freue mich, wenn mir jemand Licht in dieses Dunkel bringen kann.
LG bella
P.S.: Mit dem Kiffen hat er vor ca. 8 Wochen aufgehört und möchte damit auch nie wieder anfangen.