Habe mich lange zurückgezogen, weil ich Abstand von allem und jedem brauchte. Ich werde dieses neue Jahr ruhig angehen. Ich habe es nun akzeptiert, dass ich wegen meiner schizophrenen Erkrankung nicht mehr stressresistent bin und deswegen Konflikte an einem möglichen Arbeitsplatz nicht mehr verkraften würde. Ich war früher nur am Arbeiten, hatte neben meinem Philosophiestudium auch einige körperliche Jobs gehabt, um es zu finanzieren. Meine Katze lebt noch, nach ihrer Krebsdiagnose schon 5 Monate weiter. Die Ärztin meinte ja, sie könnte bis zu einem Jahr leben. Ich lebe von Monat zu Monat mit ihr. Sie frisst, säubert sich, trinkt, will manchmal spielen und viel gestreichelt werden. Unsere Beziehung wird immer enger. Das tut so richtig gut, Liebe zu geben und auch zu bekommen. Dafür habe ich den Kontakt zu meiner narzisstischen und alkoholkranken Mutter abgebrochen. Dabei brauche ich es gar nicht abbrechen, weil sie sich sowieso nicht von sich aus bei mir meldet oder für mich da wäre. Mein Bruder steht zwischen uns und auf der Seite meiner Mutter. Deshalb lege ich auch diese Beziehung auf Eis. Er meldet sich auch fast nie bei mir. Ich hatte Kontakte mit Menschen, wo die Beziehungen nur wegen mir hielten. Hörte ich auf zu geben, meldeten sich die anderen auch nicht mehr. Damit soll nun Schluss sein. Durch die Erkrankung gilt man als psychisch Kranker auch als Sonderling und wird so behandelt. Meine engste Familie nimmt keine Rücksicht auf mich und die Krankheit. Also muss ich es tun, Rücksicht nehmen auf mich. Das hatte ich früher zu wenig getan. Ich muss es lernen, meine Bedürfnisse zu äußern und mich mehr mitzuteilen. Das neue Jahr wird schwer für mich werden, wenn meine Katze, die letzte Familie, sterben wird. Aber so ist es im Leben. Man lebt und man stirbt. Ich brauche richtig viel Ruhe und körperliche Erholung in meinem Alltag. Ich gehe sozusagen mit 43 Jahren in den Ruhestand und kann nun machen, was mir Freude macht. Mit wenig Geld zwar, aber viel Zeit. Meiner Katze tut es auch gut, wenn ich zu Hause bin und es schützt uns vor Corona da draußen. Will mich auch impfen lassen, wenn man an der Reihe ist. Den Haushalt habe ich nicht immer im Griff, teile nun alles noch kleiner ein. Ich meditiere viel bzw denke nach. Meistens denke ich an meine vermisste Katze. Ist bald 3 Jahre her, dass ich in der Klinik und sie draußen war. Ich würde lieber meinen Studienabschluss verlieren als meine Katze. Nun ist es andersrum gekommen. Ich werde mir wieder eine neue Katze holen, bin ja zu Hause und das einzige was ich noch machen könnte, wäre etwas mit Schreiben. Ich setze mich nicht mehr unter Druck, was Arbeiten betrifft. Ich bin stabiler geworden, aber wenn ich zwischenmenschlichen Stress kriege, werde ich leicht psychotisch und kann nachts nicht schlafen von der ganzen Aufregung. Ich muss auf meinen Körper und meine Seele Rücksicht nehmen. Das nehme ich mir in diesem langen neuen Jahr vor. Ich habe es warm in meiner Wohnung, zu essen, trinken, mein Bett und ganz viel Ruhe. Nicht so wie viele geflüchtete Leute in der Welt. Erst spare ich mein Geld für den Tierarzt, aber danach möchte ich wieder etwas Geld für Kinder und Tiere spenden. Dann kann ich einen kleinen Beitrag leisten. Das tut auch gut, für andere da zu sein. Und dazwischen wieder an sich selbst zu denken. Kristin
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