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ROAD TO RECOVERY | Therapien und Heilmethoden bei Psychosen und Schizophrenie:
7. Berührung und Massage
I. Die Körper-Ebene
Unser physischer Körper ist die materielle Ebene des Menschen. Er besitzt eine anatomische Gestalt, die aus Zellen zusammengesetzt ist und durch eine Vielzahl von biochemischen Stoffwechselprozessen gesteuert wird. Körper und Geist sind mit einander verbunden. Folgende Therapien haben direkten Einfluss auf die Symptome von Psychosen, Schizophrenie und Depression.
1. Arbeit und Beschäftigung
2. Sport
3. Ernährung und Nahrungsergänzung
4. Naturheilkunde
5. Orthomolekulare Medizin
6. Konventionelle Medizin
A. Antipsychotika
B. Antidepressiva
II. Die Energie-Ebene
Auf der 2. Ebene befindet sich der Energiekörper. Er wird vor allem durch unsere Nerven und Energieleitbahnen, den Meridianen gebildet. Die Meridiane sind Energieverbindungen zu unseren Organen, Körperfunktionen und zur Psyche. Auch unser Antrieb und unsere Energie wird dieser Ebene zugeordnet. Die Therapien der Energie-Ebene haben direkten Einfluss auf die Symptome von Psychosen, Schizophrenie und Depression.
7. Berührung und Massage
8. Atemtherapie
9. Yoga
10. Akupunktur
11. Qi Gong,
12. Tai Chi
13. Naturerleben
Die Familiengeschichte mit einem Kindheitstrauma ist, neben einigen anderen Einflüssen, der wichtigste einzelne Risikofaktor für Psychosen und Schizophrenie. Tatsächlich berichten bis zu 80 % der Personen, die die Kriterien für ein Hochrisiko für ein Psychose-Syndrom erfüllen, über eine Traumageschichte.
In drei vorangegangenen Artikeln wurden die Entwicklungsfaktoren für Psychosen und Schizophrenie dargelegt. 1. Kindheitstrauma, 2. Abspaltung und Entkörperung, 3. Ich-Störung und Psychose ist die Verkettung von Ereignissen, die schließlich zur schizophrenen Erkrankung führen kann.
Ein traumatisches Erleben in der Kindheit hat unbewusst als Schutzreaktion eine Abspaltung vom Körper und schmerzlichen Gefühlen und Gedanken zur Folge. Es kommt bei Schizophrenie zur sogenannten Entkörperung und Selbststörung und daraus folgend zu einer Vielzahl von Symptomen, wie positive, negative, kognitive Symptomen sowie zu Depressionen und Ängsten.
Prozesse der psychischen Gesundung werden mit einem Wiedererlangen des Körperbewusstseins, mit Embodiment durch Body-Mind-Therapien gefördert. Ein akzeptieren des eigenen Körpers als Speichermedium traumatischer Erfahrungen macht es möglich vergangene schmerzliche Emotionen wieder erfahrbar zu machen, diese aufzuarbeiten und zu lösen.
Studien über die Anwendung von heilsamen therapeutischen Berührungen in Massagetherapien bei Schizophrenie-Patienten belegen:
- Eine Verbesserung des Körperbewusstseins,
- eine Verringerung positiver, negativer und sozial-kognitiver Symptome sowie von Stress, Anspannung, Depressionen und Angstzuständen,
- die Linderung von durch Antipsychotika verursachten Bewegungsstörungen, sowie
- eine Verbesserung der Lebensqualität.
2004 wurde erstmals eine Metaanalyse zur antidepressiven und angstlinderden Wirksamkeit von Massage vorgelegt und kamen zum Ergebnis, dass ihre Effektstärke derjenigen von Psychotherapie entspricht (8).
1. Trauma, Entkörperung, Selbststörung und Psychosen
Trauma führt zu Entkörperung und Selbststörung und somit zu Halluzinationen und Wahnvorstellungen, welche den Körper, die Gefühle und die Gedanken betreffen.
Körperliche Halluzinationen
Menschen mit Schizophrenie leiden häufig unter somatischen Wahnvorstellungen. Eine Befragung ergab, dass 64 % abnormale Überzeugungen über ihren Körper hatten. Probleme mit der Körperwahrnehmung bei Schizophrenie betreffen das Hören, Sehen oder Spüren von Dingen, die nicht real sind. Halluzinationen können alle fünf Sinne betreffen: Hören, Sehen, Tasten, Schmecken und Riechen. Stimmenhören ist die häufigste Halluzination bei Schizophrenie.
Eine Störung der Empfindungs- und Körperwahrnehmung führt zum Verlust der Ich-Grenzen. Es ist das Fehlen eines klaren Gespürs dafür, wo der eigene Körper, der Geist und der Einfluss der Person enden und wo die anderer Menschen beginnen.
a.) Störung der Empfindungen
Untersuchungen zeigen, dass Menschen mit Schizophrenie weniger fühlen können, unempfindlicher bei taktile Stimulation und Berührung sind und höhere Schmerzschwellen haben.
Menschen mit Schizophrenie können auch taktile Halluzinationen erleben. Die Grenze zwischen somatischem Halluzinationen und Wahnvorstellungen ist verschwommen und einige Wahnvorstellungen können auf abnormalen Körperempfindungen beruhen.
b.) Störung der Körperwahrnehmung
Der Begriff Körperverzerrungen umfasst Schwierigkeiten in der Wahrnehmung (z. B. beim Schätzen der Körpergröße), im Körperkonzept (Gedanken und Überzeugungen bezüglich des Körpers), Grenzen (wissen, wo der Körper beginnt und endet) und die Lage des Körper im Raum.
Alle Körper-Geist-Therapien konzentrieren sich auf die Interaktion zwischen Gehirn, Körper und Verhalten und werden mit der Absicht praktiziert, die innere Wahrnehmung zu verbessern und damit die allgemeine Gesundheit und das Wohlbefinden zu fördern.
Im Sinne von „Hilfe zur Selbsthilfe“ sind Körper-Geist-Therapien fokussiert auf der größtmöglichen Aktivierung der individuellen Selbstheilungskräfte, indem sie versuchen, die Gesundheitsressourcen zu stärken.
Die Körper-Geist-Medizin wendet körperorientierte Methoden an, um eine grundlegende und stabile Ich-Struktur wiederherzustellen und selbstbezogene Prozesse zu stärken. Durch eine bewusste Körperwahrnehmung und Bewegungstechniken zielen sie auf Störungen des Körperbildes (Grenzverlust, Entkörperlichung) ab und erweitern das Spektrum an Reaktions-, Ausdrucks- und Kommunikationsverhalten (Bewegung und Sprache), um emotionalen Rückzug zu reduzieren. Positive, negative und kognitive Symptome verbessern sich.
2. Trauma und Embodiment - Körperbewusstsein durch Massage
Es wurde festgestellt, dass Massagetherapie das Körperbewusstsein stärkt, das Gleichgewicht und die Körperhaltung verbessert. Massage kann bei der Interozeption, also der Fähigkeit, Empfindungen im Körperinneren zu erkennen oder zu spüren, helfen.
Frauen mit sexuellem Missbrauch in der Kindheit berichten von deutlich verbesserter Körperverbindung sowie Integration vom Wahrnehmung, Denken, Handeln und Fühlen durch eine Massagetherapie. Bei Menschen mit psychischen Traumata können bestimmte Massagearten dabei helfen, die Ursache von Depression und Ängsten lindern. (1)
Da sich ein Trauma auf die körperliche und geistige Gesundheit eines Menschen auswirkt, empfinden manche Menschen körperbasierte Therapien als hilfreich, da sie beide Bereiche gleichzeitig ansprechen. Sie können einer Person helfen, sich wieder mit ihrem Körper zu verbinden, sich sicher zu fühlen oder aufgestaute Emotionen loszulassen.
3. Die Berührungsmedizin - Heilung durch Berührung
Haut-zu-Haut-Berührung stellt die ursprünglichste Sinneserfahrung von Mensch dar. Ein Mangel an zärtlicher Berührung hinterlässt psychische und physische Schäden, insbesondere bei Neugeborenen und Kindern.
Eine emotionale Vernachlässigung, Mangel an frühem Körperkontakt und Bindung und erhöht das Risiko späterer psychischer Störungen wie Schizophrenie und Depression.
Es gibt indirekte Hinweise darauf, dass Menschen mit Schizophrenie weniger liebevolle Berührungen erfahren als die Durchschnittsbevölkerung. Daten zeigen, dass soziale Isolation bei Personen mit der Diagnose einer Psychose häufig vorkommt. Negative Symptome, wie emotionaler Rückzug und soziale Isolation verstärken das Risiko für Paranoia und Verfolgungswahn.
Zwischenmenschliche Berührungen (engl. social touch) stellen ein menschliches Grundbedürfnis dar, da sie Empathie, Liebe, Fürsorge, Intimität und soziale Zugehörigkeit vermitteln.
Heilung durch Handauflegen ist in der Geschichte der Medizin eine bekannte Methode und erlangt derzeit eine Wiederentdeckung, z.B. durch Ärzte und Pflegepersonal wie eindrucksvoll in der Dokumentation "Geheimnis der Heilung" zu sehen ist. Das wohl bekannteste Beispiel, sind die überlieferten Berichte über die von Jesus bewirkten Heilungen, die die vormals Kranken ins soziale Leben zurückführten.
Die Berührungsmedizin schließt bereits etablierte Techniken der Physiotherapie, Osteopathie oder manuellen Medizin und auch der Körperpsychotherapie selbstverständlich mit ein und integriert sie in eine erweiterte Fachdisziplin, die insbesondere auch die psychosozialen Aspekte von Gesundheit und Krankheit berücksichtigt. (3)
4. Wirkungsmechanismen
Durch Massage werden Nervenfasern (C-Fasern) und Gehirnschaltkreise stimuliert, die mit positiven Gefühlen und Wohlbefinden in Verbindung gebracht. Massage und Berührung kann Cortisol, ein Stresshormon, senken.
Jedoch gibt es auch wichtige hormonale Faktoren, wobei Oxytocin eine besondere Bedeutung zukommt. Verschiedene Wirkungen einer psychoaktiven Massage (engl. „Affective Touch“) sind mit hoher Wahrscheinlichkeit über das oxytocinerge System vermittelt; dies dürfte v. a. für die nachgewiesenen antipsychotischen, antidepressiven und angstlindernden Effekte gelten. (3)
Die Oxytocin-Freisetzung führt zu vielfältigen physiologischen Reaktionen: Im Vordergrund stehen dabei die Stimulierung prosozialen Verhaltens, die Minderung von Angst und Stressniveau, die Förderung von Ruhe und Wohlbefinden, schmerzlindernde und anti-inflammatorische Effekte, aber auch die Auslösung von regenerativen Prozessen.
Insbesondere sanftes Streicheln, stimuliert die Freisetzung von Oxytocin. Der praktizierte enge Haut-zu-Haut-Kontakt zwischen Mutter und Neugeborenem resultiert in einer bemerkenswert starken Oxytocin-Freisetzung.
Da sanfte Hautberührung beim Menschen eine Oxytocin-Ausschüttung bewirkt, mit nachfolgender Aktivierung serotonerger sowie dopaminerger Neurone legt auch die neurowissenschaftliche Erklärungsebene nahe, dass z. B. sanfte Massagen die Stimmung positiv beeinflussen. (3)
Diese Effekte könnten wiederum zu einer Verringerung der Stressreaktion sowie zur Modulation bestimmter Aspekte der Immunfunktion führen, beispielsweise zu einer Verringerung der Entzündungsreaktion.
5. Das Kuschelhormon Oxytocin und seine Bedeutung bei Psychosen und Schizophrenie
Schizophrenie ist eine chronische und schwächende Krankheit, die mit einer Beeinträchtigung der sozialen Funktionen einhergeht. Eine Fehlregulation von Oxytocin, auch "Kuschel-Hormon" genannt, hat bei der Regulierung der Ausprägung von Schizophrenie eine wichtige Bedeutung. (7)
Angesichts der Rolle von Oxytocin im menschlichen Verhalten, insbesondere in der sozialen Wahrnehmung, haben verschiedene Studien den potenziellen klinischen Nutzen von Oxytocin bei der Verbesserung der Schizophrenie-Symptome untersucht.
Oxytocin wirkt bei der Linderung sowohl der positiven als auch der negativen Symptome der Schizophrenie und kann zur Wiederherstellung sozialer kognitiver Defizite beitragen.
Positive Symptome
Der Zusammenhang zwischen Oxytocinspiegeln und positiven Symptomen einer Schizophrenie wurde nachgewiesen. Rubin et al. berichteten erstmals, dass Patienten mit höheren Oxytocinspiegeln im Serum niedrigere Werte bei positiven Symptomen aufwiesen.
Neuere Studien zeigten, dass niedrigere endogene Oxytocinspiegel bei Patienten mit Schizophrenie mit schwerwiegenderen positiven Symptomen verbunden sind. (7)
Negative Symptome
In klinischen Studien wurde durchweg ein Zusammenhang zwischen Oxytocinspiegeln und den negativen Symptomen der Schizophrenie nachgewiesen.
Strauss et al. fanden heraus, dass niedrigere Plasma-Oxytocinspiegel bei Patienten mit Schizophrenie mit einem größeren Schweregrad der Asozialität verbunden sind, was mit der Vorhersage in Bezug auf Symptome von Antriebsschwäche, emotionalem Rückzug und passivem/apathischem sozialem Rückzug übereinstimmt.
Kéri et al. fanden außerdem heraus, dass niedrige Oxytocinspiegel, die nach vertrauensbezogenen Interaktionen gemessen wurden, negative Symptome einer Schizophrenie signifikant vorhersagten, was darauf hindeutet, dass eine verringerte vertrauensbedingte Oxytocinausschüttung mit negativen Symptomen zusammenhängt und möglicherweise mit sozialem Rückzug, Isolation und abgeflachtem Affekt bei Patienten mit Schizophrenie verbunden ist. (7)
Sozial-Kognitive Funktionen
Goldman et al. berichteten erstmals, dass eine höhere Genauigkeit der Erkennung von Gesichtsemotionen mit höheren Oxytocinspiegeln bei Patienten mit Schizophrenie verbunden ist.
Patienten mit Schizophrenie mit höheren endogenen Oxytocinspiegeln zeigen eine stärkere Vermeidung negativer Emotionen und besserer kognitiver Empathie.
Niedrigere Oxytocinspiegel weisen auf eine schlechte soziale kognitive Funktion hin und wurden mit einer schlechteren Verarbeitungsgeschwindigkeit undschlechterem Arbeitsgedächtnis bei Patienten mit Schizophrenie in Verbindung gebracht. (7)
Die Oxytocin-Massage
Die Oxytocin-Massage gehört zu den psychoaktiven Massageformen, die mit streichenden und leichten Bewegungen die Ausschüttung des „Glückshormons“ Oxytocin fördert. Die Behandlung wirkt tiefenentspannend.
Die Haut ist das größte Organ, zuständig für das Fühlen und Atmen. Es steht in direkter Wechselwirkung mit den Gefühlen und dem Befinden. Im Gegensatz zur druckstarken klassischen Massage wird bei der psychoaktiven Massage mit Streichungen und feinen Knetungen behandelt.
Über den gleichmäßigen Druck der Hände – sanft, aber nicht zart – werden eindeutige Informationen an den Körper des Behandelten vermittelt. Diese bewirken Hormonausschüttungen und versetzen den Behandelten in Tiefenentspannung, die einer Vorstufe des Schlafes ähnlich ist. So wird die Atmung tiefer und langsamer, Gelassenheit und Ruhe breiten sich im Körper aus.
6. Studien
1. Zehn überwiegend chronisch schizophrene Patienten erhielten eine Körpertherapie, darunter eine Massage der Füße, des Rückens und des Nackens 2-3 mal pro Woche für 3 Monate.
Physiologisch wurde gezeigt, dass Stress, Anspannung und Erregung während der Massagetherapie abnahm und es zur deutlichen Verbesserung der subjektiven Wohlbefindens kam.
Die Studie zeigt, dass diese körperorientierte Therapie eine erwägenswerte Methode ist, um schizophrenen Patienten ein stärkeres Bewusstsein für die eigenen körperlichen Grenzen zu vermitteln. (4)
2. In einer zweiten Studien, nach vier Wochen Shiatsu-Sitzungen zeigten 12 Patienten, die mit chronischer Schizophrenie ins Krankenhaus eingeliefert wurden, statistische und klinische Verbesserungen auf allen Ebenen der Psychopathologie und der Nebenwirkungen von Antipsychotika. Diese Sitzungen fanden zweimal pro Woche statt und jede Shiatsu-Intervention dauerte 40 Minuten.
Die Forschungsergebnisse zeigten, dass durch zweimal wöchentliche Shiatsu-Sitzungen zu einer signifikanten Verbesserung des klinischen Zustands jedes dieser schizophrenen Patienten führte, und zwar bei allen Ergebnismaßen.
„Die Verbesserung einer Reihe von Werten zur Messung positiver und negativer Symptome, Depressionen und Angstzustände ist beeindruckend und erfordert sicherlich weitere Untersuchungen“, erklären die Autoren der Studie. (5)
3. Die Forscher einer weiteren Studien führten Fußbäder und Massagen bei Patienten mit verbleibender Schizophrenie durch, um die Auswirkungen auf die psychiatrischen Symptome abzuschätzen. Die Probanden waren sechs Schizophreniepatienten, die in einer psychiatrischen Klinik stationär behandelt wurden. Vier Wochen lang erhielten sie dreimal pro Woche nach einem 10-minütigen Fußbad eine 8-minütige Effleurage-Massage an den Beinen. Der Effekt der physiologischen Entspannung zeigte sich in allen Fällen in einem deutlichen Rückgang der Herzfrequenz.
Die Ergebnisse der Skala für positive und negative Symptome lauten wie folgt: Vor der Behandlung wurde ein mittlerer Wert von 29,0 gemessen, der nach der Behandlung auf 21,5 sank, was darauf hinweist, dass die Fußpflege ihre negativen Symptome verbesserte.
Die Ergebnisse der beiden Messungen deuten darauf hin, dass Fußbäder und Massagen bei der Verbesserung psychiatrischer Symptome wirksam waren. (6)
7. Depressionen
Stress, Depressionen und Angstzustände sind mit höheren Rückfallraten und Krankenhausaufenthalt verbunden. (1)
Vielfältige Formen von körperlichem Schmerz, Brustenge, Schwindel, Herzklopfen, Verlust von Appetit und Libido, Kälteschauer, Hitzewallungen, Magendruck, Unterkühlung und Verkrampfung der Glieder usw. wurden immer wieder depressiven Patienten/innen beobachtet. Studien zeigen, dass Depressive ihre veränderte Leiblichkeit deutlich empfinden und negativ bewerten.
Heilsamen Berührung bieten einen averbalen Zugang zum depressiven Menschen, sein Nicht-Fühlen-Nicht-Spüren-Können quasi zu unterlaufen, seine Angst und Unruhe zu reduzieren, ihn wieder empfindungsfähiger und ausdrucksfähiger zu machen. Der Patient könnte so eine neue Gegenwart erleben. (3)
2004 wurde erstmals eine Metaanalyse zur antidepressiven und angstlinderden Wirksamkeit von Massage vorgelegt und kamen zum Ergebnis, dass ihre Effektstärke derjenigen von Psychotherapie entspricht (8).
Baumgart et al. (2011) untersuchten nach strengen Kriterien ausgewählte und bis 2009 publizierte 22 RCTs an Patienten mit Depression oder Angststörungen. Überwiegend ergab sich eine signifikante Überlegenheit von 30–60 Minuten dauernder Massage.
8. Angst
Vier veröffentlichte Studien haben den Einsatz von Massagen bei Patienten mit generalisierter Angststörung untersucht. Billhult und Määttä (2009 ) berichteten, dass acht Frauen mit generalisierter Angststörung, die zweimal wöchentlich mit einstündigen Massagen behandelt wurden, weniger Angstgefühle und ein erhöhtes Selbstvertrauensgefühl hatten.
Sherman und Kollegen ( 2010) verglichen die therapeutische Massage mit der Wärmetherapie und der entspannenden Raumtherapie für 10 Sitzungen über einen Zeitraum von 12 Wochen. Sie berichteten, dass alle drei Behandlungen gleichermaßen wirksam bei der Linderung von Angstsymptomen waren.
McPherson und McGraw (2013 ) berichteten über die Behandlung von 25 Personen mit generalisierter Angststörung und komorbiden Störungen. Bei einer Multimodul-Therapie, die eine Partner-unterstützte Massage umfasste, stellten sie eine signifikante Reduzierung des GAD-7, einen verringerten Einsatz schmerzlindernder Medikamente und verringerte Bewertungen auf der Schmerzskala fest. (2)
"Zusammenfassend lässt sich sagen, dass eine wachsende Zahl von Beweisen darauf hindeutet, dass Massage entweder als Adjuvans oder als Monotherapie eine vorteilhafte Intervention zur Linderung von Angstsymptomen sein kann." (2)
9. Nebenwirkungen von Antipsychotika
Eine Massagetherapie kann auch Menschen mit Schizophrenie zugute kommen, indem sie die Nebenwirkungen lindert.
Extrapyramidal Nebenwirkungen sind Bewegungsstörungen, die durch die Einnahme von Antipsychotika hervorgerufen werden. Dazu gehören Dyskinesien (unwillkürliche Bewegungen, die schnell, kurz, ruckartig, diskret und stereotyp sind); und Parkinson-Symptome (Muskelsteifheit, Zittern und Langsamkeit beim Auslösen von Bewegungen). (1)
Es gibt Hinweise darauf, dass durch die Auslösung einer Reaktion des parasympathischen Nervensystems oder die Beeinflussung neuromuskulärer Prozesse Massagetherapie fähig sein kann diese Symptome zu lindern. (1)
Mit Massagetherapien wurden Interventionen gefunden, die diese Nebenwirkungen lindern und das Potenzial haben, um die Lebensqualität für eine große Zahl von Menschen mit Schizophrenie zu verbessern.
Studien und Quellen:
(1) The efficacy of massage therapy for people with schizophrenia. Urie, Rebecca, 2012
(2) Massage Therapy for Psychiatric Disorders
Mark Hyman Rapaport, M.D., Pamela J. Schettler, Ph.D., Erika R. Larson, M.S., L.M.T., Dedric Carroll, L.M.T., Margaret Sharenko, L.M.T., C.P.T., James Nettles, Ph.D., L.M.T., and Becky Kinkead, Ph.D., 2018
(3) Touch Medicine – a complementary therapeutic approach exemplified by the treatment of depression. Bruno Müller-Oerlinghausen, Michael Eggart, Henrik Norholt, Michael Gerlach, Gabriele Mariell Kiebgis, Michaela Maria Arnold, and Kerstin Uvnäs Moberg, 2022
(4) Empirical study of a physically oriented therapy with schizophrenic patients. Andres, Bellwald und Brenner,1993
(5) Shiatsu als adjuvante Therapie bei Schizophrenie: Eine offene Pilotstudie. Pesach Lichtenberg, Agnes Vass, Hamutal Ptaya, Shany Edelman und Uriel Heresco-Levy, 2009
(6) Research on the Effect of the Foot Bath and Foot Massage on Residual Schizophrenia Patients. Kazuko Kito, Keiko Suzuki, 2016
(7) Oxytocin in Schizophrenia: Pathophysiology and Implications for Future Treatment
Kah Kheng Goh, Chun-Hsin Chen, and Hsien-Yuan Lane, 2021
(8) Moyer C A, Rounds J, Hannum J W. A meta-analysis of massage therapy research. Psychol Bull. 2004