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ROAD TO RECOVERY | Therapien und Heilmethoden bei Psychosen und Schizophrenie:
10. Akupunktur
I. Die Körper-Ebene
Unser physischer Körper ist die materielle Ebene des Menschen. Er besitzt eine anatomische Gestalt, die aus Zellen zusammengesetzt ist und durch eine Vielzahl von biochemischen Stoffwechselprozessen gesteuert wird. Körper und Geist sind mit einander verbunden. Folgende Therapien haben direkten Einfluss auf die Symptome von Psychosen, Schizophrenie und Depression.
1. Arbeit und Beschäftigung
2. Sport
3. Ernährung und Nahrungsergänzung
4. Naturheilkunde
5. Orthomolekulare Medizin
6. Konventionelle Medizin
A. Antipsychotika
B. Antidepressiva
II. Die Energie-Ebene
Auf der 2. Ebene befindet sich der Energiekörper. Er wird vor allem durch unsere Nerven und Energieleitbahnen, den Meridianen gebildet. Die Meridiane sind Energieverbindungen zu unseren Organen, Körperfunktionen und zur Psyche. Auch unser Antrieb und unsere Energie wird dieser Ebene zugeordnet. Die Therapien der Energie-Ebene haben direkten Einfluss auf die Symptome von Psychosen, Schizophrenie und Depression.
7. Berührung und Massage
8. Atemtherapie
9. Yoga
10. Akupunktur
11. Qi Gong
12. Tai Chi
13. Naturerleben
Akupunktur ist ein wichtiger Bestandteil der Traditionellen Chinesischen Medizin und mindestens 2000 Jahre alt. In den letzten Jahren ist die Akupunktur, die in China, Japan und Korea lange Zeit bei emotionalen, psychischen Störungen wie Depressionen, Angstzuständen, Stress und Schlaflosigkeit eingesetzt wurde, zu einem Thema von großem Interesse und zu einer der beliebtesten Alternativtherapien im Westen geworden.
Im menschlichen Körper gibt es mehr als 2000 Akupunkturpunkte, die mit Haupt- und Nebenbahnen, sogenannten Meridianen, verbunden sind, die Energie zwischen der Körperoberfläche und den inneren Organen leiten. Dieser Energiefluss, Chi oder Qi reguliert das spirituelle, emotionale und körperliche Gleichgewicht.
In der TCM geht man davon aus, dass Krankheiten aufgrund von Blockaden im Energiefluss des jeweiligen Menschen entstehen. Durch das Lösen dieser Blockaden durch Akupunktieren werden die körpereigenen Regulationsmechanismen und Selbstheilungskräfte gestärkt, so dass die jeweilige Krankheit – ob physisch oder psychisch – überwunden oder zumindest gebessert werden kann.
In China gibt es keine Krankheit, die nicht mit Akupunktur behandelt werden könnte. In den westlichen Ländern hingegen werden am häufigsten chronische Schmerzen mit der Methode therapiert.
Weitere allgemein bekannte Einsatzgebiete der alten Heilmethode sind Abnehmen/gegen Bauchfett, Heuschnupfen/Allergie, Neurodermitis, Nichtrauchen, Parkinson, Depression, Schlafstörungen, Stress und stressbedingte Beschwerden. (1)
An der renommierten Forschungseinrichtung des Max-Planck-Institut für Psychiatrie wird Akupunktur in das individuelle Therapiekonzept integriert und bei psychischen und psychosomatischen Erkrankungen erfolgreich eingesetzt.
"Unsere Akupunkturbehandlung führen wir überwiegend als Ohrakupunktur ... durch. Sie wirkt entspannend, fördert Wachheit und Konzentration, lindert Schmerzen und eignet sich besonders gut bei Stress, Anspannung, Unruhe, Angstsymptomen, vegetativen Symptomen, Entzugssymptomen oder Gereiztheit."(4)
Umfangreiche Untersuchungen haben die Wirksamkeit von Akupunktur bei der Behandlung von Symptomen der Schizophrenie gezeigt, insbesondere bei der Verbesserung der Lebensqualität und der Linderung der Nebenwirkungen von Antipsychotika. (2)
In aktuellen Meta-Studien mit fast 5000 Schizophrenie-Patienten zeigte das Ergebnis, das Akupunktur sowohl positive als auch negative Symptome, das Arbeitsgedächtnis, Depressionen, Motivation und das Energieniveau, Schlaf und körperliche Störungen verbessert. (2) (3)
Die Besserung von Akupunktur liegt bei 20% in der Gesamtheit der Symptome (Halluzinationen, Depression, Angst, Schlaf) im BPRS- Score und 10% im PANSS- Score. Die negativen Symptome konnten um 10% gesenkt werden. Der Effekt auf positive Symptome war signifikant, aber gering. (2)
"Die Ergebnisse bestätigten, dass Akupunktur den Schweregrad einer Depression erheblich reduzieren kann, was durch verringerte Werte auf der Hamilton-Bewertungsskala für Depressionen (HAMD) oder dem Beck Depression Inventory (BDI) angezeigt wurde. "(4)
Akupunktur, die 10–20 Wochen lang zwei- bis dreimal pro Woche durchgeführt wird, kann dazu beitragen, akustische, visuelle und taktile Halluzinationen, Angstzustände und Paranoia zu verringern und den Schlaf mit ruhigem Geist zu verbessern. (2) (3). Die Schlafdauer konnte sich um 15% verbessern. (7)
Besonders erfolgreich wird die Akupunktur auch in Kombination mit anderen chinesischen Therapieverfahren wie chinesischen Heilpflanzen, Moxibustion, chinesischer Ernährungstherapie, Tuina, Tai Qi und Qi Gong eingesetzt.
1. Wirkungsmechanismen von Akupunktur
Die TCM geht davon aus, dass die Lebensenergie (Qi) des Menschen entlang des Körpers in Bahnen, den sogenannten Meridianen, fließt. Auf den 12 Hauptmeridianen finden sich über 360 Akupunkturpunkte, die während der Akupunktur mit Hilfe von dünnen Nadeln stimuliert werden.
Neben der hier beschriebenen chinesischen Akupunktur mit Nadeln gibt es zahlreiche Sonderformen. Dazu zählen z. B. auf bestimmte Körperareale begrenzte Formen wie z. B. die Ohrakupunktur. Darüber hinaus gibt es „nadellose Varianten“ zur Stimulation von Akupunkturpunkten wie die Elektoakupunktur, die Laserakupunktur, die Farbakupunktur, die Akupunktmassage, die Akupressur, Tuina oder die Moxibustion.
Das „Nadeln“ der genau definierten Akupunkturpunkte aktiviert und stärkt die körpereigenen Selbstheilungskräfte und hilft so, die Gesundheit zu erhalten bzw. Krankheiten zu lindern oder zu heilen. Die Wirkungen der Akupunktur auf den Körper sind vielschichtig.
"Wissenschaftlich nachgewiesen werden konnten z. B. eine positive Beeinflussung des Nerven-, Hormon- und Immunsystems, der Durchblutung. Die von den Nadeln ausgehenden Nervenreize hemmen beispielsweise die Weiterleitung von Schmerzsignalen, führen zu einer vermehrten Ausschüttung körpereigener schmerzhemmender Substanzen (Endorphine), wirken mit Hilfe von ausgeschütteten Botenstoffen (Neurotransmittern) auf entfernt gelegene Organe und entspannen das Gefäßsystem, das Bindegewebe und die Muskulatur." (5)
Akupunktur lindert Schizophrenie und Depressionen und MRTs zeigen, dass Akupunktur spontane neuronale Aktivitäten in bestimmten Regionen reguliert.
Moderne medizinische Forschung hat bestätigt, dass Akupunktur im Projektionsbereich der Kopfhaut der Großhirnrinde das Nervenzentrum anregen und die Erregbarkeit von Nervenzellen im Gehirn steigern kann, um so letztendlich die Reparatur neuronaler Zellen zu fördern. Es gibt Hinweise darauf, dass Akupunktur die Fließeigenschaften des Blutes Profils des Patienten verbessern und die Gehirnfunktion bis zu einem gewissen Grad wiederherstellen kann, was zur Genesung der Schizophrenie beiträgt. (2)
Frühere Untersuchungen haben neuroprotektive Wirkungen der Akupunktur auf das Dopaminsystem gezeigt. Darüber hinaus wurde festgestellt, dass ein Zusammenhang zwischen Dopamin und der Schlafregulation sowie zwischen Dopamin und Schizophrenie besteht.
Die meisten Patienten mit Schizophrenie berichten nach einer Akupunkturbehandlung über einen besseren Schlaf berichten, weil die Akupunkturbehandlung das gestörte und hyperaktive Dopaminsystem bei Patienten mit Schizophrenie beeinflusst und es wieder ins Gleichgewicht bringt.
Die gegenwärtige Interpretation der Behandlungswirkung der Akupunktur bei Depressionen ist, dass Akupunktur Nervenfasern, die Impulse an verschiedene Teile des Zentralnervensystems übertragen und die Freisetzung von Serotonin, Noradrenalin, Substanz P, Dopamin, β-Endorphin, Enkephalin auslösen.
2. Studien
Akupunktur hat in der östlichen Medizin eine lange Tradition bei der Behandlung von Patienten mit Schizophrenie.
In einer aktuellen Meta-Studie von 2023 wurden 60 randomisierte kontrollierte Studien mit 4810 Patienten eingeschlossen. (2)
Eine weiteren Meta-Analyse von 2018 untersuchte 26 Studien mit einer Gesamtzahl von 1181 Patienten mit Schizophrenie, die alle eine Akupunkturbehandlung erhielten. (3)
Die Ergebnisse der Rangwahrscheinlichkeit zeigten, dass Körperakupunktur optimal für Schizophrenie war, da drei Aspekte des PANSS-Skalenscores abnahmen. (2) Die Besserung von Akupunktur liegt bei 20% in der Gesamtheit der Symptome (Halluzinationen, Depression, Angst, Schlaf) im BPRS- Score und 10% im PANSS- Score.
Positive Symptome
Die Ergebnisse mehrerer Akupunktur-Fallstudien, die in den 1980er Jahren in China durchgeführt wurden berichteten über positive Akupunktureffekte bei der Behandlung insbesondere positiver Symptome wie Halluzinationen bei Patienten mit Schizophrenie. (3)
Wie Bosch und Kollegen in ihrer Studie erklärten, könnte ein Patient mit Schizophrenie nach einer Akupunkturbehandlung immer noch unter Halluzinationen leiden, aber möglicherweise weniger gestört sein, also ein Unterschied im Schweregrad erfahren. (3)
Akupunktur, die 10–20 Wochen lang zwei- bis dreimal pro Woche durchgeführt wird, kann dazu beitragen, akustische, visuelle und taktile Halluzinationen, Angstzustände und Paranoia zu verringern. Der Effekt auf positive Symptome war in Studien signifikant, aber gering. (2)
Die Wirkung der Ohrakupunktur auf die Hemmung von Hörhalluzinationen und anderen positiven Symptomen der Schizophrenie kann durch die Stimulierung des parasympathischen Kerns zur Erzeugung aufsteigender Faserimpulse erreicht werden, die indirekt auf den D3-Rezeptor des limbischen Systems einwirken. (2)
Shi fand heraus, dass insbesondere die Ohrakupunktur (d. h. am Ohr) bei der Behandlung akustischer Halluzinationen von Patienten mit Schizophrenie wirksam war. (3)
Negative Symptome
Neben Kopfakupunkturpunkten haben auch Akupunkturpunkte anderer Körperteile einen gewissen positiven Einfluss auf die Behandlung von Schizophrenie, wie z. B. Daling. Akupunktur am Daling-Punkt aktiviert hauptsächlich Gehirnregionen im Frontallappen, der allgemein als funktioneller Ort angesehen wird, der für negative Symptome bei Schizophrenie verantwortlich ist. (2) Die negativen Symptome konnten in Studien um 10% gesenkt werden.
Kognitive Symptome
Mehrere Akupunkturstudien umfassten Daten zu kognitiven Aufgaben bei Patienten mit Schizophrenie. In den meisten Fällen wurden Verhaltensdaten zu sogenannten exekutiven Funktionsaufgaben, wie beispielsweise Arbeitsgedächtnistests, gemeldet. In einer Fallstudie wurde über eine verbesserte Leistung des Arbeitsgedächtnisses unmittelbar nach Abschluss der 12-wöchigen Akupunkturbehandlung berichtet, die bei der Nachuntersuchung drei Monate später stabil blieb. (3)
Akupunktur senkt Nebenwirkungen von Antipsychotika
Ronan und Kollegen berichteten über weniger Nebenwirkungen des Medikaments bei Patienten mit Schizophrenie, nachdem eine zusätzliche Akupunkturbehandlung begonnen worden war.
Depressionen
In den letzten Jahren ist die Akupunktur, die in China, Japan und Korea lange Zeit bei emotionalen, psychischen Störungen wie Depressionen, Angstzuständen, Stress und Schlaflosigkeit eingesetzt wurde, zu einem Thema von großem Interesse und zu einer der beliebtesten Komplementärtherapien im Westen geworden.
Eine Metaanalyse mit 8 Studien und 477 Probanden wurden einbezogen:
"Die Ergebnisse bestätigten, dass Akupunktur den Schweregrad einer Depression erheblich reduzieren kann, was durch verringerte Werte auf der Hamilton-Bewertungsskala für Depressionen (HAMD) oder dem Beck Depression Inventory (BDI) angezeigt wurde. (4)
Die Beweislage deutet darauf hin, dass die Plastizität spezifischer neuronaler Schaltkreise sowohl bei der Pathophysiologie als auch bei der Behandlung von Depressionen eine Rolle spielt. (4)
Schlafstörungen
Positive Ergebnisse wurden für die Behandlung der begleitenden Schlafstörungen berichtet. Beispielsweise berichteten Reshef und Kollegen über eine positive Wirkung einer achtwöchigen Akupunkturbehandlung (zweimal pro Woche) bei 20 Patienten mit Schizophrenie.
Eine signifikante Verbesserung nach der Akupunkturbehandlung wurde für zahlreiche Schlafvariablen festgestellt (z. B. Einschlaflatenz, Schlafprozentsatz, mittleres Aktivitätsniveau, Wachzeit nach Schlafbeginn, mittlere Anzahl von Wachepisoden, mittlere Wachepisode und längste Wachepisode), gemessen mit objektiver Wirkung Schlafmessungen. (3)
Bosch und Kollegen fanden auch in mehreren Fallstudien von Langzeitpatienten, die an Schizophrenie und begleitenden Schlafstörungen litten, positive Auswirkungen der Akupunkturbehandlung auf den Schlaf sowohl bei subjektiven Schlafmessungen als auch bei objektiven Schlafmessungen.
Huang und Zheng führten eine randomisierte, kontrollierte Studie an 96 Patienten mit Schizophrenie und begleitenden Schlafstörungen unter Verwendung subjektiver Schlafmessungen durch. Sie fanden eine positive Wirkung der Akupunktur, die der des Schlafmittels Eszopiclon ähnelte, allerdings war die Behandlung mit Akupunktur sicherer als die Behandlung mit Eszopiclon. (3)
Die meisten Patienten mit Schizophrenie berichten nach einer Akupunkturbehandlung über einen besseren Schlaf, weil die Akupunkturbehandlung das gestörte und hyperaktive Dopaminsystem bei beeinflusst und es wieder ins Gleichgewicht bringt.
Durch den verbesserten Schlaf beginnen sich die Patienten besser zu fühlen und besser zu funktionieren, ohne dass zwangsläufig alle klinischen Symptome verschwinden. Die Schlafdauer konnte sich in Studien um 15% verbessern. (7)
4. Behandlung
Wie viele Sitzungen sind nötig?
Meist werden 10 Sitzungen innerhalb von 6 Wochen durchgeführt. Eine Sitzung sollte mindestens 30 Minuten dauern. Es können aber auch – in begründeten Fällen – bis zu 15 Sitzungen innerhalb von 12 Wochen durchgeführt werden. Die Behandlung kann wiederholt werden – allerdings müssen 12 Monate seit Ende der letzten Sitzung vergangen sein, damit sie von den Krankenkassen erneut übernommen wird. (1)
Ist die Akupunktur schmerzhaft?
Akupunkturnadeln sind sehr dünn, also nicht mit den Nadeln einer Spritze zu vergleichen, so dass das Setzen der Nadeln zwar piekst, aber selten wirklich schmerzt.
Kosten
Die Kosten sind abhängig vom Zeitaufwand. I. d. R. betragen sie ca. 30-50 EUR pro Behandlung bei einem Zeitaufwand von ca. 30 Minuten. (4)
5. Fazit
Akupunktur ist wirksam bei der Behandlung von Schizophrenie und Depression. Akupunktur verbessert sowohl positive als auch negative Symptome, Energieniveau, Schlaf, körperliche Störungen und Motivation. Die Akupunktur, die 10–20 Wochen lang zwei- bis dreimal pro Woche durchgeführt wird, kann dazu beitragen, akustische, visuelle und taktile Halluzinationen, Depressionen, Angstzustände und Paranoia zu verringern und den Schlaf mit ruhigem Geist zu verbessern.
Studien und Quellen:
(1) https://www.zentrum-der-gesundheit.de/bibliothek/nat…rmen/akupunktur
(2) Efficacy of acupuncture-related therapies in schizophrenia: a Bayesian network meta-analysis.
Zhaohan HUANG , Yuan FANG , Xiaolu WANG , Yue HAN , Qi YU , und Tong WANG, 2023
(3) Acupuncture as Add-On Treatment of the Positive, Negative, and Cognitive Symptoms of Patients with Schizophrenia: A Systematic Review. Maurits van den Noort, Sujung Yeo, Sabina Lim, Sook-Hyun Lee, Heike Staudte, and Peggy Bosch, 2018
(4) Is acupuncture beneficial in depression ?: A meta-analysis of 8 randomized controlled trials
Hao Wang, Hong Qi, Bai-song Wang, Yong-yao Cui, Liang Zhu, Zheng-xing Rong, Hong-zhuan Chen, 2008