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Nutritional Psychiatry |
Ernährung und Nahrungsergänzung bei Psychosen, Schizophrenie und Depression
Zitat„Lass die Nahrung deine Medizin sein und Medizin deine Nahrung! “ Hippokrates
Kurzfassung |
| Unter Ernährungspsychiatrie versteht man die Praxis, Nahrungsmittel und Nahrungsergänzung als alternative Behandlungsmethoden für psychische Störungen einzusetzen.
In den letzten Jahren hat die Forschung zu Zusammenhängen zwischen psychiatrischen Störungen und Ernährung erheblich zugenommen. Aus diesen Studien wurden verschiedene Behandlungsziele identifiziert, darunter Nährstoffmängel und das Darmbiom.
Die Ernährung ist ein Schlüsselfaktor für die psychische Gesundheit. Täglich kann durch nährstoffreiche Lebensmittel und Nahrungsergänzung ein wichtiger Beitrag zur Gesundung geleistet werden.
Dies gilt im besonderen Maße für Psychosen, Schizophrenie und Depressionen, denn diese hängen auf der körperlichen Ebene mit
1. oxidativem Stress
2. Entzündungen des Zentralnervensystem sowie
3. abnormalen Reaktionen des Immunsystems
zusammenhängen und diese Faktoren werden von der Ernährung stark beeinflusst.
Eine gesunde Ernährung ist reich an Antioxidatien und sekundären Pflanzenstoffen, wie frisches Obst und Gemüse, welche oxidativen Stress und Entzündungen senkt und das Immunsystem stärkt. Eine ungesunde Ernährung mit Weissmehlprodukten, billigen Fetten und Zucker erhöht oxidativen Stress und Entzündungen.
Gesunde Ernährung (Beispiel "Mediterrane Ernährung") | Ungesunde Ernährung |
Obst und Gemüse Vollkorngetreide Hülsenfrüchte Nüsse Oliven-, Leinen, Distelöl Fisch/mageres Fleisch | verarbeitete Fleisch- und Wurstprodukte Auszugsmehle und Produkte daraus Frittiertes und billige Fette Softdrinks Süßigkeiten Fast Food Alkohol |
Eine Folge der schizophrenen Erkrankung ist, das schlechter Nährstoffe vom Körper aufgenommen werden können. Dies ist sozusagen ein Charakteristikum der Erkrankung. Desweiteren gibt es minderwertige Ernährungsgewohnheiten von Menschen mit Schizophrenie. Nur 10,7 % ernähren sich gesund.
So haben 80% der Menschen mit Schizophrenie einen B 12 Mangel und 70% einen Vitatmin D Mangel. B 12 ist an Prozessen beteiligt, die zur Herstellung von Botenstoffen wichtig sind. Eine Untersuchung ergab, dass Menschen, die nicht genügend Vitamin D zu sich nehmen, mehr als doppelt so häufig an Schizophrenie und Depressionen erkranken wie Menschen mit höheren Vitamin-D-Werten.
Eine ungesunde Ernährung ist also ein gewichtiger Mitauslöser von Psychosen, Schizophrenie und Depressionen.
So zeigte sich in Studien, das beispielsweise eine mediterrane Ernährung in Kombination mit Nahrungsergänzung nach 3 Wochen Depressionen um 40% reduzieren konnten (Francis et al., 2019). Nach 3 Monaten einer solchen Ernährungsumstellung waren sogar 32% der Teilnehmer vollständig von Depressionen gesundet und frei von Psychopharmaka. (Jacka et al. 2017)
Weiterhin gibt es einen Zusammenhang, zwischen der Ernährung, eines veränderten Darmbakterien und den Symptomen von Schizophrenie und Depressionen. Der Darm, der auch als zweites Gehirn bezeichnet wird, produziert wichtige Botenstoffe und ist bei psychiatrischen Erkrankungen verändert. Für die Psyche wichtige Darmbakterien sind unzureichend vorhanden und Ungesunde sind in der Mehrheit.
Mit der Ernährung, Nahrungsergänzung und den sogenannten Psychobiotika (Darmbakterien die Einfluss auf die Psyche haben) gibt es drei wichtige Einflussmöglichkeiten um die positiven, negativen, kognitiven und allgemeinen Symptome wie Depression, Ängste und Stress zu senken und Psychosen vorzubeugen.
Desweiteren können auch die Nebenwirkungen und typischen Folgekrankheiten, wie Übergewicht, Stoffwechselstörungen wie Diabetes usw. durch Ernährung, Nahrungsergänzung und Probiotika und Präbiotika behandelt werden. |
1. Ernährungspsychiatrie
Unter Ernährungspsychiatrie versteht man die Praxis, Nahrungsmittel und Nahrungsergänzung als alternative Behandlungsmethoden für psychische Störungen einzusetzen.
In den letzten Jahren hat die Forschung zu Zusammenhängen zwischen psychiatrischen Störungen und Ernährung erheblich zugenommen. Aus diesen Studien wurden verschiedene Behandlungsziele identifiziert, darunter Nährstoffmängel und das Darmbiom.
Da Veränderungen in der Art der verzehrten Nahrung Entzündungen, oxidativen Stress, das Immunsystem, und die Zusammensetzung des Darmbioms verbessern können, wird empfohlen, traditionelle Ernährungsweisen wie die mediterrane, skandinavische oder japanische Diät einzuhalten. Diese Ernährungsweisen bestehen aus großen Mengen an frischem Obst und Gemüse, Vollkornprodukten und einer begrenzten Aufnahme verarbeiteter Lebensmittel.
Die Bakterienkonzentration im Darm kann auch durch Probiotika – lebende Bakterien und Hefen – verändert werden. Diese finden sich in fermentierten Lebensmitteln (z. B. Kombucha, Miso und Sauerkraut) und Joghurt. Probiotika können auch als Nahrungsergänzungsmittel eingenommen werden.
Traditionelle Diäten und ihre Auswirkungen auf die Stimmung
Lange vor der Entdeckung der Mikroben und der zugrundeliegenden biochemischen Prozesse war man sich bewusst, dass Fermentation bestimmte Nahrungsmittel schmackhaft, schmerzstillend und psychotrop macht oder ihre Haltbarkeit sicherstellt.
Seit Anbeginn der Kultur sind fermentierte Lebensmittel und Getränke zu wertvollen Kulturgütern geworden, die der menschlichen Ernährung, der traditionellen Medizin und bestimmten rituellen Praktiken dienen. Es gibt zahlreiche Belege dafür, dass die Fermentation (Gärung) von Getreide, Milchprodukten, Gemüse, Fisch und Fleisch ein integraler Bestandteil der Ernährung unserer Vorfahren war. Immer mehr Belege deuten darauf hin, dass Fermentation den Nährwert einer Vielzahl von Lebensmitteln steigern kann.
Viele Autoren betrachten Depressionen als eine „Krankheit der Moderne“ und betonen die Vorstellung, dass die Abkehr vom traditionellen Lebensstil für ihre steigende Verbreitung verantwortlich sei. Diese Theorie ist mit der sogenannten Hypothese der evolutionären Fehlanpassung verwandt, die davon ausgeht, dass die steigende Häufigkeit von Krankheiten wie Depressionen und Angststörungen auf die Abkehr von traditionellen Ernährungsweisen zurückzuführen ist.
Angesichts der Abhängigkeit des Gehirns von Nahrung für seine Struktur und seinen Energiestoffwechsel scheint es offensichtlich, dass die Ernährung für die psychische Gesundheit von größter Bedeutung ist.
Bei der Diskussion der gesundheitlichen Auswirkungen einer traditionellen Ernährung stoßen die japanischen und mediterranen Modelle auf beträchtliches Interesse.
Glutenfreie Ernährung und Keto-Diät
Studien haben berichtet, dass Diäten, die wenig entzündungshemmende oder reich an entzündungsfördernden Faktoren sind (Omega-6-Fettsäuren sind entzündungsfördernd im Gegensatz zu entzündungshemmenden Omega-3-Fettsäuren), eine Neuroinflammation aktivieren oder verschlimmern, und wenn sie unkontrolliert bleiben, kann dies pathologische Veränderungen der Schizophrenie hervorrufen und die Schwere der Schizophrenie-Symptome verschlimmern.
Eine glutenreichen Ernährung wurde mit einer erhöhten Freisetzung von entzündungsfördernden Zytokinen in Verbindung gebracht. Bisherige Studien weisen darauf hin, dass die positiven Wirkungen einer glutenfreien Ernährung jedoch auf eine kleine Untergruppe von Personen mit Schizophrenie (Personen mit Zöliakie oder Nicht-Zöliakie-Glutensensitivität) beschränkt sind.
Ketogene Diäten sind reich an Fett, aber arm an Kohlenhydraten und haben sich als erfolgreich bei der Gewichtsabnahme und/oder -kontrolle, der Verringerung von Herzerkrankungen und der Behandlung von Diabetes und Alzheimer erwiesen. Es häufen sich die Hinweise an wissenschaftlichen Informationen über seine Vorteile auch bei Schizophrenie.
Weitere Informationen siehe Artikel: "ERNÄHRUNG UND NAHRUNGSERGÄNZUNG | 11. Spezielle Ernährungsweisen bei Schizophrenie"
Nährstoffmangel
Nährstoffmängel werden durch eine unzureichende Aufnahme von Nährstoffe oder eine schlechte Aufnahme durch den Körper verursacht. Untersuchungen zeigen, dass Nährstoffmangel einer der Risikofaktoren für die Entwicklung psychischer Störungen ist.
Beispiele für einen Mangel sind Vitamin B9 (Folat), B6 und B12. Diese spielen eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung und Wahrnehmung des Gehirns. Mehrere Studien haben gezeigt, dass Personen mit Schizophrenie niedrigere Vitamin-B6- und B9-Spiegel (Folat) im Serum aufweisen als nicht psychiatrische Personen. Auch ist ein Vitamin-D-Mangel nachweislich weit verbreitet. Vitamin D ist für die Regulierung der Botenstoff-Freisetzung, einschließlich Dopamin, notwendig, das bekanntermaßen bei psychischen Störungen im Ungleichgewicht ist.
Die Wirkung von Nahrungsergänzung?
Die International Society for Nutritional Psychiatry Research empfiehlt die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln. Dazu gehören die Vitamine B9, B6, B12 und Vitamin C und D. Untersuchungen haben gezeigt, dass die Verabreichung dieser Vitamine die Krankheitsdauer bei Personen mit Psychose und Schizophrenie wirksam verkürzt.
B - Vitamine
Eine Vitamin- B9 oder B12 Einnahme konnte negative, allgemeine Symptome (Ängste, Depressionen) und die kognitiven Symptome (Aufmerksamkeit) und den Gesamtstatus um 10-15% in 12 Wochen verbessern. (s. Artikel)
Vitamin C
Eine Studie ergab sogar eine Verbesserung der positiven Symptome um 35%, der negativen Symptome um 40% und der allgemeinen Symptome um 35% durch Vitamin C in 8 Wochen gegenüber Placebo. (s. Artikel)
Vitamin D
Die Daten zeigten, dass Vitamin-D-Ergänzungsmittel eine mittlere Wirksamkeit mit 30 -50% Besserung bei der Reduzierung depressiver Symptome aufwiesen.
Andere Studien mit Schizophrenie-Patienten zeigten eine Besserung von negativen und kognitiven Symptomen um 20% und allgemeinen und Gesamtsymptomen um 10% unter der Behandlung mit Vitamin-D-Nahrungsergänzung. (s. Artikel)
Omega 3
Eine Überprüfung von acht Studien mit Menschen mit Schizophrenie ergab, dass die Einnahme von Omega-3-Fettsäuren zu einem Rückgang der positiven Symptome, wie Halluzinationen und Wahnvorstellungen sowie der negativen Symptome, wie Rückzug von anderen und einem flachen Affekt (wenig Emotionen) um etwa 25 % führte. (s. Artikel)
Das Darmbiom
Untersuchungen legen nahe, dass es einen Zusammenhang zwischen dem Darmbiom und der Entwicklung psychiatrischer Störungen wie Depressionen und Schizophrenie gibt. Das Darmbiom besteht aus Bakterien, Pilzen und Viren, die im Magen-Darm-Trakt vorkommen. Studien haben gezeigt, dass Personen mit Schizophrenie und Psychose im Vergleich zu nichtpsychiatrischen Personen eine andere mikrobielle Zusammensetzung im Darm aufweisen.
Psychobiotika
Vitamin D und probiotische Co-Supplementierung waren mit einer signifikanten Verbesserung der allgemeinen und Gesamt-PANSS-Scores bei Schizophrenie verbunden. Es gab eine Verbesserung der Symptome um ca.10% in 12 Wochen.
Die Wirkung von Psychobiotika auf Depressionen lag bei 20% Besserung, wobei Psychobiotika in festen Formulierungen mit mehreren probiotischen Stämmen zu verabreichen die beste Wirkung ergab. Insgesamt zeigte die Verabreichung ein großes Potenzial für die Bewältigung der psychischen Gesundheit. (s. Artikel)
2. Traditionelle Psychiatrie vs. Ernährungspsychiatrie, was ist effektiver?
Die Ernährungspsychiatrie ist nicht-invasiv, hat nur sehr wenige Nebenwirkungen und ist für jeden leicht zugänglich. Im Vergleich zur Ernährungspsychiatrie können herkömmliche Behandlungen mit Psychopharmaka sehr schwerwiegende Nebenwirkungen haben und zur Verschlechterung der körperlichen Gesundheit beitragen.
Die Beweise für die Auswirkungen auf Symptomatik sind eindeutig. Es gibt höheren Rate an Fettleibigkeit, Diabetes, Bluthochdruck und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Dies wiederum führt zu einem starken Rückgang der Lebenserwartung und zusammen mit den Krankheitssymptomen, Nebenwirkungen von Medikamenten und kognitiven Beeinträchtigungen zu einer erheblichen Verschlechterung der Lebensqualität. Die Ernährungspsychiatrie hilft die Lebensqualität zu verbessern.
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