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ALTERNATIVEN (2): Der Offene Dialog. Die bedürfnisorientierte Unterstützung in einer Psychose.
Psychosen ohne Medikamente überstehen dürfen?
Antipsychotika können für einen eng begrenzen Zeitraum von 8 Wochen eine geringe Hilfe sein. Ab 12 Wochen zeigt Plazebo eine bessere Wirkung. Nur 17 % der Patienten erfahren durch AP gegenüber Plazebo eine minimale Verbesserung. Die Besserung der psychotischen Symptome liegt im Durchschnitt bei 10% in einer Behandlungszeit von 6 Wochen. Das heißt auch über 80% der Psychose-Patienten werden mit Medikamenten behandelt, die wenig oder keine Wirkung für sie haben, jedoch zum Teil schweren Nebenwirkungen verursachen.
Studien zeigen : "Die 20-Jahres-Daten zeigen, dass antipsychotische Medikamente nach den ersten Jahren die Häufigkeit von Psychosen bei Schizophrenie nicht eliminieren oder verringern oder die Schwere einer postakuten Psychose verringern. SZ-Patienten, die über längere Zeit keine Antipsychotika einnehmen, haben bessere interne Ressourcen, die mit größerer Belastbarkeit einhergehen. Sie haben bessere Prognosefaktoren, bessere prämorbide Entwicklungsleistungen, weniger Anfälligkeit für Angst, bessere neurokognitive Fähigkeiten, weniger Anfälligkeit für Psychosen und erleben mehr Phasen der Genesung." (Quelle)
Ich möchte daher in dieser Serie alternative Betreuungsmöglichkeiten vorstellen, wie Gesundung einer Psychose ohne Medikamente erfolgreich gelingen kann. Dazu zähen Einrichtungen, wie Soteria und Offener Dialog, die genutzt werden können, wenn ein psychotischer Schub zu überstehen ist und diese sind statt Klinik und Zwangsmedikation zu empfehlen, wenn man nicht oder nicht wieder in die Medikamentenfalle geraten möchte.
Ich nehme seit 2006 keine AP mehr und hatte in dieser Zeit einige Schübe. Meist habe ich die Krisen mit Gartenarbeit überstanden, hatte mir aber auch Unterstützung organisiert. Beim letzen Schub 2022 war ich für 6 Wochen auf einem Bauernhof für psychisch belastete Menschen. Es ist gut für eine mögliche Krise vorbereitet zu sein, inbesondere wenn man eine alternative Betreuung ohne Medikamente wünscht.
Der offene Dialoge ist eine dieser Möglichkeiten und wird mehr und mehr als Alternative zur Klinik angeboten oder kann auch vorbeugend selbst organisiert werden.
„Stelle Dir vor, das erste therapeutische Treffen mit Menschen in einer Psychose oder einer anderen schweren Krise findet gemeinsam mit der Familie und bei Bereitschaft auch anderen wichtigen Bezugspersonen innerhalb von 24 Stunden statt und dauert so lange, wie es nötig erscheint. Alle wichtigen Fachkräfte aus der medizinischen Grundversorgung, Psychiatrie und Sozialdiensten, die mit der Familie in Kontakt waren, werden ebenfalls zu demselben Treffen eingeladen. Es geht um einen offenen Austausch von Erfahrungen, Einschätzungen und Vorschlägen aller für das weitere Vorgehen.
Solche Sitzungen werden – möglicherweise mit wechselnden Teilnehmern des sozialen und professionellen Netzwerkes – je nach Bedarf des Klienten und der Familie fortgesetzt. Das psychiatrische Akut-Team arbeitet mit diesem Netzwerk kontinuierlich weiter. Alle Diskussionen und Entscheidungen über die Behandlung finden gemeinsam mit der Familie, weiteren wichtigen Bezugspersonen und dem Patienten statt.“ (Aderhold/Greve 2009)
Vernetzung aller lokalen Angebote
Im besten Fall sind in Deiner Region alle Angebote der psychischen Versorgung gut miteinander vernetzt und koordiniert und der Offene Dialog integriert. So kann Dir geholfen werden, relativ selbstständig mit Deiner Krise umzugehen und wieder in den Alltag zu finden. Bei Wiki ein paar Infos.
In machen Städte wird dieses Prinzip so oder ähnlich bereits angeboten. Ich kenne es aus meiner Stadt, Leipzig, wo die "Gemeindenahe Psychiatrie" ein Team aus Psychiater und Sozialbetreuer auch Hausbesuche macht. Und sich auch schon ein Verein gegründet hat:
Vielleicht gibt es solche Angebote auch schon in Deiner Stadt und Du kannst Dir für den Krisenfall Dein Team nach diesem Prinzip selbst zusammenstellen, kannst so zu Hause bleiben und ersparst Dir die Psychiatrie.