ANTIPSYCHOTIKA |
5. Gehirnschädigung durch Psychopharmaka. Der dauerhafte Einsatz von Antipsychotika kann zur Schrumpfung des Gehirns führen
Die Vermutung existiert bereits seit Jahrzehnten, jetzt hat es die Wissenschaft nachgewiesen: Der dauerhafte Einsatz von Antipsychotika kann Zell- und Substanzverluste im Gehirn verursachen. Je höher die Antipsychotika-Dosis, desto stärker zeigen sich Schrumpfungseffekte. Bei Affen zeigte die Gabe von Haloperidol und Olanzapin in 2 Jahren eine Reduktion der Gehirnmasse um 10 % in Bereichen, die für Entscheidungen wichtig sind.
Die Schrumpfungen haben direkte Auswirkungen auf die kognitiven Fähigkeiten der Patienten. Die Schrumpfung findet in Bereichen des Gehirns statt, die mit „Entscheidungen“ und „Kognition“ in Verbindung gebracht werden.
Der Gehirnschwund trat im frontalen, temporalen und parietalen Bereich der Großhirnrinde auf und umfasste die gesamte sogenannte „graue Substanz“. Rin Abbau der „weißen Substanz“ erfolgte meist zeitlich etwas später. Je höher die Medikamentendosierung war, desto stärker zeigte sich der Abbau.
Der Abbau hatte Folgen auf mehrere kognitive Prozesse. Es zeigten sich Verschlechterungen beim verbalen Lernen, bei Tests für die Aufmerksamkeit, bei der Kapazität des Arbeitsgedächtnisses, sowie beim Problemlösungsverhalten.
Ein geringeres Volumen der grauen Substanz bei Personen mit extrem hohem Schizophrenierisiko ließ auch ein schlechteres langfristiges funktionelles Ergebnis bei der Nachuntersuchung (~9 Jahre später) vorhersehen, unabhängig vom Übergang zur Schizophrenie oder dem Fortbestehen der Erkrankung.
Der Greifswalder Psychiater Volker Aderhold, der die Ergebnisse in einer deutschsprachigen Übersichtsarbeit aufbereitet hat, fasst zusammen, dass „Medikamente offenbar eigenständig volumenmindernd wirken können“.
Quelle:
(1) https://www.depression-heute.de/neuroleptika-l…das-gehirn-auf/
(2) MEDIZINREPORT: Kognitionsstörungen durch Medikamente: Verwirrt und vergesslich, aber nicht dement
Dtsch Arztebl 2018; 115(44): A-2002 / B-1672 / C-1658, Schenk, Maren