Ich hatte in den letzten Wochen wieder mehrere Alkohol-Rückfälle, und zwar von der Sorte "bis zur Bewußtlosigkeit betrunken", und das darf man leider wörtlich nehmen. Erschreckend ist, daß ich am nächsten Tag keinen Kater habe, sondern weitermache, als sei nichts gewesen. Ich glaube, daß das ein Symptom für eine Alkopholgewöhnung ist.
Warum trinke ich? Es ist das Bedürfnis, "dicht" zu machen. Da ist zum einen meine unbefriedigende Situation, kaum soziale Kontakte, keine Partnerin (worunter ich sehr leide). Dann spüre ich immer eine innere Anspannung, wie Plastikfolie oder Papier, das auseinander gezogen wird. Und dann ist da noch die ständige Schlaflosikkeit, die ich mit Alkohol bekämpfe. Ich könnte das auch mit Diazepam erreichen, aber das verschreibt mir niemand, will ich auch nicht.
Dabei will ich garnicht trinken. Vom Verstand her weiß ich sehr gut, daß Alkohol in vielfacher Hinsicht schädlich ist und keine Probleme löst. Ich weiß zum Beispiel, daß ich mir niemals ein soziales Umfeld aufbauen oder eine Partnerin finden werde, wenn ich meine Zeit betrunken vor dem Fernseher verbringe. Aber die emotionale Seite meiner Persönlichkeit antwortet darauf, daß Alkohol eine schöne Sache ist, angenehm und daß sie nicht verzichten will. Ich leide also unter einem permanenten Konflikt zwischen Verstand und Emotion, das geht mal so aus und mal so, mal trinke ich nichts, und dann wieder maßlos. So oft habe ich mir schon gesagt, daß ich nichts mehr trinken will, habe alle meine Alkoholvorräte vernichtet, um dann ein paar Tage später in den Supermarkt zu gehen und mir Alkohol zu kaufen, wie so ein willenloser Zombie.
Ich mache zur Zeit eine Psychotherapie, und da war der Alkohol auch schon mehrfach Thema. Jetzt letzten Montag bin ich mit meiner Therapeutin die IDC-10 Kriterien für eine Alkoholabhängigkeit durchgegangen - ja, ich bin alkoholabhängig, zwar nicht körperlich, aber seelisch. Meine Therapeutin hat mir dann zu einer stationären Reha geraten, darüber solle ich mit meinem Hausarzt sprechen. Das will ich im Prinzip auch tun, frage mich aber, ob ich nicht vielleicht besser mit meiner Psychiaterin spreche. Die üblichen Alkoholtherapien sind bei Patienten mit Schizophrenie wohl nicht so ohne weiteres anwendbar. Soweit ich darüber etwas gelesen habe, müssen Alkoholproblem und Schizophrenie gleichzeitig therapiert werden.
Nächste Woche fahre ich in Urlaub, danach werde ich mich darum kümmern.
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