Ich hatte ein Gespräch mit meiner Psychiaterin. Sie meinte, dass die innere Anspannung und die latenten Angstgefühle Nebenwirkungen des Abilify sein könnten, und hat mir Amisulprid (Solian) verschrieben. Seit drei Tagen nehme ich jetzt das und kein Abilify mehr. Damit bin ich jetzt in ein paar Monaten beim dritten Neuroleptikum angelangt. Wenn das so weiter geht, habe ich bis Ende des Jahres alle durch
Es ist noch zu früh für eine Bilanz, aber ich fühle mich besser. Die Anspannung ist weg, und auch diese Angst vorm Autofahren, die mich in den letzten zwei Monaten begleitet hat. Ich fühle mich ruhiger, wacher, und habe mehr Elan, denke ich. Meine Stimmung ist nicht mehr so gedämpft, und ich mache wieder (kleine) Zukunftspläne, was ich tun oder unternehmen könnte.
Immerhin fühle ich mich von meiner Psychiaterin ernst genommen. Meine Probleme werden nicht abgebügelt oder klein geredet, und die einmal verordnete Medikamentierung ist auch nicht „heilig“. Mit 50 mg bewegt sich die Dosierung des Amisulprid an unteren Ende der Skala, das ist mir auch sympathisch.
Die Angst vor dem Autofahren ist für mich ein echtes Problem, weil ich ständig aufs Auto angewiesen bin. Ich fahre nicht gern, aber wenn mir irgendwelche Routinefahrten in die Innenstadt, die ich schon oft gemacht habe, tagelang vorher im Kopf herumgehen, dann stimmt etwas nicht.
Mein sonstiges Leben ist im Moment recht ereignislos, und ich denke drüber nach, wie ich hier mehr Farbe hineinbringen könnte. Daß ich dazu Lust habe, ist erst seit ein paar Tagen der Fall. Normale Menschen würden sagen, geh doch in einen Verein, Sport, Schach, Musik, Kunst, es gibt genug. Mein Problem ist, dass ich mich unter „normalen“ Leuten immer fühle wie ein Alien, und am Ende bin ich dann das fünfte Rad am Wagen. Außerdem will ich mit meiner Krankheit nicht Versteck spielen. Das hat auch praktische Gründe, ich will mal einfach sagen können, dass es mir heute nicht gut geht und von mir mal keine Beiträge zum sozialen Leben zu erwarten sind. Jetzt löst das entweder Befremden aus, oder die Leute machen sich gleich Sorgen. Letztes ist natürlich nett, aber geht am Problem vorbei. Ich habe halt Höhen und Tiefen, und damit muß nicht nur ich klar kommen, sondern meine Umwelt auch. Das macht es nicht leichter, sich ein soziales Umfeld aufzubauen, weil die meisten Leute ja doch so etwas wie Verläßlichkeit schätzen. Ich bin nicht verläßlich, grade emotional nicht.
Die Situation, dass ich irgendwo mit Leuten zusammensitze und keine zwei Worte herausbringe, kenne ich nur zu gut. Was könnte ich also tun, dass es diesmal anders ist? Ich weiß es nicht.
Allerdings hat mein Orthopäde ein kleines Wunder vollbracht. Ich hatte Probleme mit dem Ischias und konnte kaum schmerzfrei sitzen. Ich habe jeden Tag Ibuprofen und Paracetamol genommen. Der Orthopäde hat mir dann Strecktherapie für den Rücken und Akupunktur verordnet. Seitdem bin ich fast schmerzfrei und brauche keine Schmerzmittel mehr. Wenn sich doch nur alles so lösen ließe!