Die Panikattacken haben aufgehört. Andere Dinge sind noch immer seltsam.
Ich habe das Ziprasidon abgesetzt und nehme nur noch Abilify, aber Symptome habe ich nicht. Die psychotischen Gedanken, die Gefühle, das da „etwas Anderes“ ist, die verschonen mich bislang.
In den letzten Nächten habe ich auch ganz gut geschlafen, bin tagsüber aber immer noch müde. Es ist immer wieder ein Gefühl von Beklemmung da, das auch meßbar mit erhöhtem Puls einhergeht. Ein Ruhepuls von knapp hundert ist zuviel, und es ist die Frage, was Ursache ist und was Wirkung.
Ich nehme Morgens und tagsüber Baldrian, Passionsblume und Lavendel. Die dämpfen diese Beklemmung und senken gleichzeitig den Puls. Als Nebeneffekt ist auch der Blutdruck normal, der sonst immer zu hoch war.
Heute Morgen habe ich meine Mutter zum Augenarzt gefahren, da war auch ein Stückchen Autobahn zu bewältigen. Ich hasse Autobahnfahren und habe Angst davor, aber heute ging das alles ohne Probleme. Nicht zuletzt dank der oben genannten Phytopharmaka – ich habe den Eindruck, dass die bei mir fast so wirksam sind wie Lorazepam, nur ohne die Nebenwirkungen. Vielleicht ist das auch der Placebo-Effekt, mir soll es recht sein.
Beim Augenarzt mußte meine Mutter eine Stunde warten, und ich saß draußen im Auto. Coronabedingt durfte ich nicht in die Praxis. Während des Wartens kamen mir die wildesten Vorstellungen – das jetzt gleich jemand kommt und mich so zuparkt, dass ich bis Abends warten muß. Daß ich nachher beim Spurwechsel auf der Autobahn einen schweren Unfall verursache. Und so weiter. Dann kam meine Mutter aus der Praxis, und die Rückfahrt verlief genauso problemlos wie die Hinfahrt.
Nachher im Büro traf es mich. Ich unterhielt mich mit meiner Kollegin C. und merkte auf einmal eine Art Traurigkeit in mir aufsteigen. Eine Mischung aus Traurigkeit, Müdigkeit und Beklemmung, vielleicht sogar Angst. Ich dachte schon, dass ich doch wieder eine Panikattacke bekomme, aber das passierte nicht. Mir war einfach danach, mich hinzulegen, die Augen zuzumachen und die Welt um mich herum zu vergessen. Was etwas schwierig ist, wenn man grade im Büro sitzt. Ich habe schließlich den Kopf in die Hand gestützt und eine gute halbe Stunde vor mich hin gedöst – zum Glück bin ich noch immer allein im Büro.
Danach fühlte ich mich wieder ausgeglichen und konnte auch mit meiner Arbeit weiter machen.
Ich habe nicht mehr die Stimmungsschwankungen, die mich noch im Frühjahr geplagt haben. Aber meine Stimmung ist gedämpft, und vor allem machen mir die Dinge keinen Spaß, die ich tue. Ich tue die Sachen, weil ich rational denke, dass ich muß. Ginge es nach meinen Gefühlen, dann würde ich den ganzen Tag auf der Couch liegen und fernsehen (was Sonntags auch schonmal passiert). Dabei will ich das garnicht. Das heißt, ich möchte schon, aber ich will nicht mögen, ich will, dass meine Gefühle anders sind, als sie sind. Leider hilft das Wollen im Moment nicht viel.
Es könnte besser sein. Es könnte wesentlich schlechter sein. Ich glaube ich kann nur abwarten, bis Lebenslust und Energie wieder zurückkehren.